Donnerstag, 28. März 2024

Wo sind die Männer in der Kirche?

Von Matthäus Trauttmansdorff

Der Kirche laufen die Männer davon! Das ist das derzeit beunruhigende Fazit. Woran mag das liegen?

(CNA Deutsch) Kann man Christ und Mann sein? Als ich mich als Jugendlicher für einige Jahre mehr oder weniger vom Glauben und der Kirche verabschiedet habe, so, wohl vor allem deswegen, weil ich den Eindruck hatte, dass ich meinen Lebensdurst, meine Selbstverwirklichung als Mann, eigentlich nur außerhalb der Kirche vollziehen könne.

Natürlich gab es da auch Gegenbeispiele von Priestern und Laien. Aber das schien die Ausnahme, welche die Regel bestätigt. Ich schien also vor die Wahl gestellt: Leben in Fülle oder Glaube. Große Dinge vollbringen, ein Held sein, oder christliche Demut. So habe ich dann meine Identität in Klischees von Männlichkeit zu finden gesucht, die auf dem Jahrmarkt der Gesellschaft einem jungen Mann auf Identitätssuche eben so angeboten werden. Wie falsch ich dabei lag, habe ich erst später gemerkt, gerade durch die Lektüre des Lebens großer Heiliger und ich verstand auf einmal: beides geht nicht nur zusammen, sondern im Gegenteil: wahre Großmut und Demut bedingen einander! Was haben ein heiliger Franziskus, ein Heiliger Franz Xaver nicht alles Großartiges vollbracht? Diesen wesentlichen Zusammenhang in Erinnerung zu rufen, scheint mir auch für die Erneuerung einer spezifisch männlichen christlichen Spiritualität sehr wichtig!

Die Ausbildung im Seminar: lernen ein Mann zu sein

Letztens, fragte mich ein Jugendlicher nach einem gemeinsamen Fußballspiel: „Ich hätte nicht gedacht, dass Seminaristen so gut Fußball spielen.“ Na von wegen! Als müsste man um Priester zu werden, etwas von seiner Männlichkeit abgeben. Im Gegenteil! „Wer ein guter Priester sein will, sei erst einmal ein guter Christ. Und wer ein guter Christ sein will, lerne ein Mann zu sein.“, wiederholt man uns oft hier im Priesterseminar der Gemeinschaft Sankt Martin einen Stehsatz unseres Gründers. Das bedeutet, dass sich unser Mann-Sein nicht auf das Biologische reduziert, sondern tatsächlich auch gelernt sein will.

Man darf sich von der Priesterweihe keine Wunder erwarten, denn „Gnade zerstört die Natur nicht, sondern vervollkommnet sie“ (Thomas von Aquin). Was im Seminar oder davor versäumt wurde, kann später nur schwer aufgeholt werden. Darum ist die menschliche Ausbildung, neben der geistlichen und intellektuellen Dimension, im Seminar so wichtig: lernen Verantwortung zu übernehmen, seine Stärken und Talente zu fördern, aber auch Fehler und Schwächen kennenzulernen und daran zu arbeiten. Das Gemeinschaftsleben ist dabei eine unschätzbare Hilfe. Es bringt einen dazu sich so zu sehen, wie man tatsächlich ist und nicht wie man sich erträumt.

Dieser bodenständige geistige Realismus, der hier in der Gemeinschaft Sankt Martin herrscht, hat mich von Anfang an angezogen. Ich merkte: hier bin ich sowohl als Christ, als auch als Mann gut aufgehoben. Hier muss ich nicht an der Türklinke abgeben, was mich als Mann ausmacht.

Christus zeigt uns den Weg

Wo also sind die Männer in der Kirche? Beziehungsweise, wo werden sie in Zukunft sein? Ich denke dort, wo sie das Gefühl haben, sowohl als Gottsuchender als auch als Mann ernstgenommen zu werden. Das Zweite Vatikanische Konzil verkündete bereits: „Christus offenbart dem Menschen, wer er ist.“ Orientierungspunkt auf diesem Weg wird immer Christus bleiben, der nicht „nur“ Mensch, sondern eben auch Mann geworden ist. Dies begründet eine spezifische, eigen-artige Beziehung zwischen Christus und uns Männern, die sich von jener der Frauen zu Christus ganz grundlegend unterscheidet. Ohne daraus voreilig-dümmliche Schlüsse über die Geschlechterrollen zu ziehen, gilt es dies wieder neu in Kirche und Gesellschaft zu entdecken.

Ich möchte mit einem schönen Gebet schließen, welches dem Heiligen Ignatius von Loyola zugeschrieben wird:

Ewiges Wort, einziggeborener Sohn Gottes!

Lehre mich die wahre Großmut.

Lehre mich Dir dienen, wie Du es verdienst:

Geben, ohne zu zählen,

Kämpfen, ohne der Wunden zu achten,

Arbeiten, ohne Ruhe zu suchen,

Mich hingeben, ohne Lohn zu erwarten.

Mir genüge das frohe Wissen,

Deinen heiligen Willen erfüllt zu haben.

Ignatius von Loyola

Matthäus Trauttmansdorff ist Seminarist der Gemeinschaft Sankt Martin in Frankreich. Der gebürtige Österreicher wird dort voraussichtlich am 24.Juni 2017 zum Diakon geweiht.

5 Kommentare

  1. Jesus war unter maskulinistischem Gesichtspunkt gesehen ein Antiheld – gewaltlos, mindestens so frauenbezogen wie männerbezogen, er hatte eine Frau als edelstes Geschöpf angesehen, durch das er zuerst inkarnieren wollte, er zog kein Schwert und ging wie ein Lamm zur Schlachtbank. Das alles ist nach sündhaften Kritierien „unmännlich“ und abstoßend. Nicht umsonst hat der Islam genau diesen Punkt nie verwunden und aus Jesu Leben die Kreuzigung eliminiert, die vielen Frauen (!), aber auch seine Gottessohnschaft…
    Um seine Inkarnation, seine Passion und seine Auferstehung sind in den Evangelien aber merkwürdigerweise die Frauen in der ersten Reihe gruppiert, allerdings so selbstverständlich, dass Männer einige Zeit brauchten, bis sie begriffen, dass das so ist. Aber schon in den NT-Briefen geht es los mit einem erneuten Frauenbashing, als die Herren es begriffen, dass sie nicht mehr alleine im Feld stehen und bestimmen, und die Frau ihnen als Objekte ihrer Herrschaft wenigstens geistig für immer entzogen worden waren. Oder einige Sätze in den NT-Briefen beziehen sich auf ein solches neu aufkommendes Frauenbashing in den jungen Gemeinden… das ist nicht immer ganz klar… oder sie sind später eingefügt worden, wofür auch an einigen Stellen manches spricht. Manche frauenfeindliche Stelle im NT ist ja aufgrund der wissenschaftlichen Textkritik höchst umstritten und kontrastiert mit den häufigeren egalitären Stellen und findet sich nicht in jeder Handschrift bzw. nicht an der selben Stelle, was etwa für eine Einfügung in den Ursprungsbrief spricht. Man hat ja auch eiskalt im 13. Jh dann aus der Apostelin Junia einen Mann gemacht. Was nicht sein kann, das nicht sein darf.

    Männer – wenn ihr nur meint, bestehen zu können, wenn die Frau möglichst aus euren frommen Horden-Regionen entfernt wird, seid ihr nicht christlich, sondern handfeste Heiden. Schon damals lästerte das noch starke Heidentum über die frühe Kirche, dass das ein verweibischter Verein sei.
    Wenn ihr nicht mehr Priester werden wollt, nur weil es auch Ministrantinnen gibt, kann man nur froh sein, dass ihr keine Priester geworden seid!

    Der Glaube erfordert ein offenes Herz und Selbstlosigkeit, die nicht danach fragt, was sie selbst davon hat…
    Diese Haltung ist traditionell eher eine Frauenhaltung.
    Es wäre an der Zeit, dass der Mann sie (wieder) erlernt.
    Vorbilder habt ihr genug – schaut euch alleine den heiligen Josef an, der sein ganzes Leben der Mission seiner Frau und seines Ziehkindes unterwarf…
    Und schaut auf so manchen männlichen Heiligen.
    An euch liegt es, dass ihr aus der christlichen Männlichkeit nach dem Vorbild Jesu selbst (!) etwas wachsen lasst.
    Ihr seid verantwortlich!
    Packt es endlich an!

    • „Der Glaube erfordert ein offenes Herz und Selbstlosigkeit, die nicht danach fragt, was sie selbst davon hat…Diese Haltung ist traditionell eher eine Frauenhaltung.“

      Deswegen war Jesus ja auch ein Mann.

    • Oje, @ Gerd, jetzt wird’s theologisch kompliziert…

      Ich schrieb, dass Jesus als Mann ein Antiheld war und nicht dem Selbstbild des Mannes unter Sünde entsprach…

      Wenn ich aber schreibe „Der Glaube erfordert ein offenes Herz etc.“, dann hätte ich an Sie doch noch mal eine Frage:

      Musste Jesus an sich selbst glauben, so wie ich als Mensch an ihn glaube? Anders gefragt: Ist sein offenes Herz phänomenal dasselbe wie mein offenes Herz IM GLAUBEN AN IHN?

      Bin gespannt auf Antwort.

  2. Da hat die katholische Kirche zwei Jahrtausende Männern den absoluten Vorzug und Vorrang gegeben und sie mit Macht und Privilegien gestopft und gehätschelt und das ist jetzt der Dank dafür.
    Vielleicht hätte man doch Frauen von Anfang an als Menschen und dann später nicht als Menschen vierter Klasse behandeln sollen. Na gut hinterher ist man immer klüger, aber man will ja aus dem Desaster noch nicht einmal jetzt Konsequenzen ziehen. Na dann wünsch ich mal fröhliche Götterdämmerung.

  3. Die Männer sind seit 300 Jahren ein Problem für die Kirche sie sind immer die Vorreiter was den Auszug aus dem Gottesdienst betrifft die Damen ziehn dann in 20 Jahren nach hier in der Pfarrei Wochentags Messe 5 Leute 3 Damen Mesner und Priester

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