Donnerstag, 28. März 2024

Franziskus: der Papst, der nicht nur lehren, sondern berühren will

Wenn man das Pontifikat von Franziskus genau verfolgt, wird deutlich, dass er sich nicht in erster Linie als Lehrer sieht, sondern als jemand, der dazu ermutigen möchte, sich von Jesus berühren zu lassen, damit unser Herz verwandelt wird.

„Mit seiner Inkarnation, mit seinem Kommen in unsere Mitte hat Jesus uns berührt“

Lumen Fidei 31

In seiner Antrittsenzyklika „Lumen Fidei“ macht der Papst meines Erachtens in wenigen Zeilen klar, worum es ihm im Kern geht:

„Nur so, durch die Inkarnation, durch das Teilen unseres Menschseins konnte die der Liebe eigene Erkenntnis zur Fülle gelangen. Das Licht der Liebe leuchtet nämlich auf, wenn wir im Herzen angerührt werden und so in uns die innere Gegenwart des Geliebten empfangen, die uns erlaubt, sein Geheimnis zu erkennen. So verstehen wir auch, warum für den heiligen Johannes der Glaube neben dem Hören und dem Sehen ein Berühren ist, wie er in seinem ersten Brief sagt: »Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens« (1 Joh 1,1). Mit seiner Inkarnation, mit seinem Kommen in unsere Mitte hat Jesus uns berührt, und durch die Sakramente berührt er uns auch heute. Auf diese Weise, indem er unser Herz verwandelte, hat er uns ermöglicht und ermöglicht er uns weiterhin, ihn als Sohn Gottes zu erkennen und zu bekennen.“ (LF, 31)

Jeder einzelne soll die Wahrheit und Liebe Gottes im Herzen spüren, berührt werden von Christus, um im Glauben neu zu werden. Darin steckt eine große Weisheit, denn vielmehr als durch das Hören wird der Mensch, ob Mann oder Frau, durchs Berühren erreicht.

Sakramente sind die Art und Weise, wie Jesus heute berührt

Der Papst meint sicherlich keinen gefühlsduseligen Ringelpiez mit Anfassen oder oberflächliche Umarmungsgesten. Worum es ihm geht macht er im Zitat explizit deutlich: Jesus berührt uns heute durch die Sakramente. Dies ist Weg mit Gott in Kontakt zu treten. Und nur wer in Kommunion mit Gott bleibt, kann Christ bleiben, gerade in einer Welt und Gesellschaft, die das Christentum größtenteils ablehnt und meint es wie eine überholte Mode ablegen zu können. Weil die Sakramente so wichtig sind, um Christ zu bleiben, weil sie die Gnade vermitteln, die es braucht um den guten Kampf zu kämpfen, scheint der Papst auch die Tore der Barmherzigkeit weit aufgestoßen zu haben. Denn: Ist es nicht besser durch die Sakramente Christ zu bleiben als durch Canones den Glauben zu verlieren? Wer braucht denn Christus mehr als der, der vom Weg abgekommen ist?

Jesus aß mit Sündern, ließ sich von Prostituierten die Füße salben und berührte die Kranken

Es gibt immer die Versuchung, sich als Christ von der Gesellschaft abzusondern, weil man sich für etwas Besseres hält, sich besonders berufen sieht oder die Gesellschaft wegen der Sünde verachtet. Aber genau umgekehrt ist der Weg Jesu, darin erinnert der Papst eindrücklich in „Amoris Laetita“ (289):

„Erinnern wir uns daran, dass Jesus selbst mit den Sündern aß und trank (vgl. Mk 2,16; Mt 11,19), dass er dabei verweilen konnte, mit der Samariterin zu sprechen (vgl. Joh 4,7-26) und des Nachts Nikodemus zu empfangen (vgl. Joh 3,1-21), dass er sich von einer Prostituierten die Füße salben ließ (vgl.  Lk 7,36-50) und nicht zögerte, die Kranken zu berühren (vgl. Mk 1, 40-45; 7,33). Dasselbe taten seine Apostel, die keineswegs die anderen verachteten, sich nicht etwa in kleine Gruppen Erwählter zurückzogen und vom Leben ihres Volkes absonderten. Während die Machthaber sie verfolgten, waren sie » beim ganzen Volk beliebt « (Apg 2,47; vgl. 4,21.33; 5,13).“

Was der Papst also will, dass wir als Christen in die Gesellschaft hineingehen, integrieren statt ausstoßen, mitwirken statt uns absondern. Beten wir dafür, dass uns dies gelingt. Auch dazu ermuntert uns der Papst: „Im Gebet wenden wir uns an Maria, die Mutter der Kirche und die Mutter unseres Glaubens“:

Hilf, o Mutter, unserem Glauben!

Öffne unser Hören dem Wort, damit wir die Stimme Gottes
und seinen Anruf erkennen.


Erwecke in uns den Wunsch, seinen Schritten zu folgen,
indem wir aus unserem Land wegziehen und seine Verheißung annehmen.


Hilf uns, dass wir uns von seiner Liebe anrühren lassen, damit wir ihn im Glauben berühren können.


Hilf uns, dass wir uns ihm ganz anvertrauen, an seine Liebe glauben, vor allem in den Augenblicken der Bedrängnis und des Kreuzes, wenn unser Glaube gerufen ist zu reifen.


Säe in unseren Glauben die Freude des Auferstandenen.
Erinnere uns daran: Wer glaubt, ist nie allein.


Lehre uns, mit den Augen Jesu zu sehen, dass er Licht sei auf unserem Weg; und dass dieses Licht des Glaubens in uns immerfort wachse, bis jener Tag ohne Untergang kommt, Jesus Christus selbst, dein Sohn, unser Herr!“

Lumen fidei 60

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