Freitag, 29. März 2024

Mehr Glauben im Theologiestudium wagen

Ein Erfahrungsbericht eines Studenten der katholischen Theologie

von Markus Lederer

13054613_1007716069264902_328560922_oIch studiere bereits im 9. Fachsemester katholische Theologie und Germanistik an der Universität zu Würzburg auf Lehramt. Voraussichtlich, so Gott dies will, werde ich mein Studium im Frühjahr des nächsten Jahres abschließen. Nun am Ende des Studiums anbelangt, ist es Zeit für eine kurze Zusammenfassung meiner Eindrücke, meiner Erlebnisse.

Im Wintersemester 2012/13 begann das Studium und ich freute mich innerlich darauf, dass man in Kontakt mit jungen Katholiken treten kann, um gemeinsam sich dem Studium und der Freude über den gemeinsamen Glaubens widmen zu können. Bereits im Vorfeld meines Studiums las ich insbesondere die Schriften Papst Benedikts XVI., der immer wieder betonte, dass die Jugend „Salz der Erde“ sein sollte.

Ich erwartete Kommilitonen, die auch aus der Freude des Glaubens heraus versuchen ihr Leben zu gestalten. Doch bereits am Anfang des Studiums musste ich feststellen, dass vielmehr die Kritik an der Kirche, dem ja so konservativen Papst, im Zentrum zu stehen scheint. In den Vorlesungen wurde oftmals sogar sich verwundert gezeigt, wenn man versuchte auf den Grundlagen der Theologie von Papst Benedikt XVI. zu argumentieren. Wenn man explizit den Katechismus als Maßstab der Theologie heranzog, enthob man sich selbst in Sphären der Theologie, die als vorkonziliar und unmodern gelten. Bei manchen Kommilitonen erntete man zum Teil unverständliche Blicke, wenn man äußerte, dass man die katholische Kirche und ihre Lehren lieben sollte. Eigentlich sonderbar, denn so werden zur Erlangung der Missio Canonica klare Voraussetzungen genannt:

„Kriterien für eine Verleihung der Missio canonica: Die Religionslehrerin/der Religionslehrer ist bereit, den Religionsunterricht in Übereinstimmung mit der Lehre und den Grundsätzen der Katholischen Kirche zu erteilen. Die Religionslehrerin/der Religionslehrer beachtet in der persönlichen Lebensführung die Grundsätze der Katholischen Kirche.“

Infolgedessen ist der sonntägliche Messbesuch für einen Studenten der katholischen Theologie nicht optional, sondern gehört felsenfest dazu. Auch muss ebenso gelten, was sowieso für jeden Katholiken das Ziel sein sollte: ein Streben nach Heiligkeit. Ein Heiliger, beziehungsweise einjeder, der nach diesem hohen Maße strebt, ist letztendlich der beste Religionslehrer. Eine Theologie, ein angehender Religionslehrer, ohne tiefen katholischen Glauben atmet bildlich gesprochen mit nur einem Lungenflügeln. Natürlich muss man selbst immer kritisch bleiben, aber wie weit sind wir davon entfernt einen unreflektierten, unkritischen Glauben blind zu übernehmen? Vielmehr steht nur noch Kritik im Vordergrund, die einer Theologie, die die Lehre der Kirche als Maßstab nimmt, die Luft raubt.

Auf der anderen Seite durfte ich mit vielen Jugendlichen in Kontakt treten, die felsenfest im Glauben stehen. Diese Jugendlichen versuchten gemeinsam im Sinne der Kirche ihr katholisches Leben zu gestalten. In guter Erinnerung sind drei Ausfahrten mit dem Fatima-Weltapostolat geblieben.Es ging nach Paris, Polen und im April diesen Jahres stand eine Fahrt nach Italien auf dem Programm. Der Rosenkranz war dort ein ständiger Begleiter und man spürte eine tiefe, christliche Freude, die schließlich nur Christus selbst schenken kann.

Was bleibt nun als Fazit? Keineswegs nur blinde Kritik, sondern vielmehr der Wunsch, dass sowohl an der Universität als auch unter den Kommilitonen wieder verstärkt ein Bewusstsein dafür entsteht, dass der Glauben der Kirche im Mittelpunkt stehen muss. Eine römisch-katholische Theologie, die nicht auf dem Fundament des Lehramtes steht, ist letztendlich eine Theologie im luftleeren Raum.

Papa_BenedettoPapst Benedikt XVI. verwies in einer Rede an die Dozenten und Studenten der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen an das Zusammenspiel zwischen gelebter Spiritualität und empirischer Theologie, indem er herausstellte, dass die Universitätskapelle gleichsam das Herz des intellektuellen Forschens der Studenten und Dozenten darstelle. Dieses Bild kann natürlich auf jede Universität in der Katholische Theologie gelehrt wird, sowie auf jeden Studenten, Dozenten übertragen werden.

„In dieser Perspektive ist die Kapelle das pulsierende Herz und die stete Speise des Universitätslebens, zusammen mit dem Pastoralzentrum, wo die Seelsorger der verschiedenen Stellen gerufen sind, ihre wertvolle priesterliche Sendung zu erfüllen, die von der Identität der Katholischen Universität nicht zu trennen ist. Wie uns der sel. Johannes Paul II. lehrt, ist die Universitätskapelle »ein Ort des Geistes, wo die Christgläubigen, die auf unterschiedliche Weise in das akademische Leben einbezogen sind, im Gebet innehalten und geistige Nahrung und Leitung finden können.“ (Benedikt XVI. Audienz an Studenten und Dozenten der Universität vom Heiligen Herzen)

  1. Ich finde es falsch, „glauben“ gegen „Theologie“ auszuspielen: Glaube und Vernunft gehören zusammen (wie Benedikt XVI feststellte): Man kann nichts glauben, was unvernünftig ist und man kann nichts glauben, was „nur“ vernünftig ist. Herr Lederer hat das im rsten Semester gehört, das weiß ich sicher.
    Glaube und Vernunft gehören zusammen, aber nicht Hörsaal und Kapelle. Wer den Glauben in die Kapelle einschließt, der liegt falsch wie der, der den Glauben nur als Privatsache behandelt.

    • Ich teile die Meinung DrBos!
      Die Kritik, von der Herr Lederer spricht, kann ich als Theologiestudentin zwar ebenfalls bestätigen, doch nicht als zentrales Thema des Theologiestudiums identifizieren. Dennoch finde ich, hat diese auch eine Relevanz, denn wie DrBo erwähnte „man kann an nichts glauben, was unvernünftig ist…“. Und ist eine gute Diskussion mit der ein oder anderen Kritik nicht für mehr Verständnis essenziell? Es ist jedoch schade, dass sich der Verfasser von den Aussagen seiner Dozenten und Mitstudenten derart angegriffen fühlt, da es doch häufig gerade das Los des Religionslehrers ist mit besonders viel Kritik umgehen zu müssen.

      ps: Wie sagte Dudley Field Malone einst: „Ich habe niemals in meinem Leben irgendetwas von einem Menschen gelernt, der mit mir übereinstimmte.“

    • Diese Rede davon, man könne nichts glauben, was unvernünftig ist, kenne ich inzwischen bis zum Abwinken. Das stimmt zwar einerseits – keine Frage. Bloß: wer bestimmt darüber, ab wann etwas unvernünftig ist?!

      Da liegt der Hase im Pfeffer. Und eine spätere, nachchristliche Religion namens Islam sah ihre ganze Mission darin, all das Unvernünftige, das dem Monotheismus widerspreche, das das Christentum „verzerrend“ lehre, vernunftgemäß zurechtrücken zu müssen.

      Die Offenbarung ist zwar vernünftig, weil Gott die reine Vernunft IST, aber das verwundete menschliche Gehirn ist nicht in der Lage, diese Übervernunft zu erfassen und verwechselt daher allzu leicht Unvernunft mit Vernunft.

      Warnt uns nicht auch gerade Paulus, dass die Welt das für Torheit erachte, was uns das Evangelium lehrt? Dass die Weltweisen es nicht erfassen, aber die Unmündigen?

      Was der Herr Lederer beschreibt, ist die Faktizität törichter Weltweisheit im Theologiestudium, die den Glauben geringschätzt, wenn er nicht hochmütig werden will.
      Auch die Worte Studium und Kapelle gehörten NICHT (!) zusammen, ist ein Zeugnis großen Hochmuts.

    • Geehrte Zeitschnur!
      Genau die Frage, die Sie stellen, ist der Grund, warum die Theologie auch an eine säkulare Universität gehört. Warum es richtig ist, dass es in Deutschland Theologische Fakultäten gibt, auch wenn der deutsche Staat nicht religiös bestimmt ist: Was ist Vernunft/Unvernunft? Diese Frage bedarf genauester Untersuchungen!
      Ich halte die menschliche Vernunft höher als Sie, aber es ist nicht notwendig zu studieren, um zu glauben.
      Ich bin der Überzeugung, dass jeder Mensch glauben kann, und dass der Glaube mit der Vernunft in Einklang sein kann. Ich stehe damit in der Tradition von Jesus, Johannes, Paulus, Thomas, Thomas von Aquin, Antonius von Pauda und viele anderen.

    • Und, DrBo – habe ich das, was Sie mir entgegenhalten, etwa bestritten?

      Ich wollte nur auf eine „Lücke“ aufmerksam machen: auch wenn alles, was wir glauben, vernünftig ist, weil Gott vernünftig ist, heißt das nicht, dass unsere verwundete Vernunft das (bereits oder überhaupt) aufgrund der natürlichen Vernunft erfasst oder erfassen könnte.

      Andernfalls müssten wir eine glatte intellektuelle Welt der Theologie vorfinden, in der alle aus Vernunftgründen miteinander übereinstimmen – und genau das haben wir nicht, von Anbeginn an haben wir genau das nicht!
      Streit, Häresien ohne Ende, Irrungen, Schismen und Abfall… und alle reklamieren für sich die wahre Vernunft… und je geschulter die Vernunft, desto schlimmer die Konflikte, die ihre Besitzer hervorriefen/rufen… ja, man kann in der scheinbaren „Vernunft“ zum Narren vor Gott werden.

      Die Kirche hat an sich stets gefordert, die Vernunft im Lichte der Offenbarung übernatürlich zu „entwickeln“. Und genau der Vorgang bricht sich wiederum an der menschlichen Bosheit, die uns allen zu schaffen macht.

      Damit setze ich die menschliche Vernunft nicht niedrig an. Das ist ein Fehlschluss Ihrerseits – ich spreche davon, dass sie mit dem Menschen gefallen ist, verwundet ist, nicht mehr makellos. Aber das der menschliche Geist hoch angesiedelt ist, kann er überhaupt zum Fallstrick werden. Das sah man doch bereits an Eva, die fiel, weil sie erkenntnisorientiert war und den geist noch mehr schärfen wollte, als es ihr erlaubt war… ein kleiner Geist fällt wohl kaum so heftig, wie es Eva geschah… das meinte ich also nicht.
      Es wäre grandioser Hochmut zu meinen, die Vernunft bzw. das, was wir dafür halten, sei nicht ebenso gefallen wie unser Sein sonst. Sie ist zwar als Potenz vorhanden, entfaltet sich aber nur im Lichte der Offenbarung heilsam. Sie kann sich auch negativ entfalten, ohne dass wir es – bereits schuldhaft verstrickt – noch merken.

      Der Weltweise ist nicht unbedingt der Vernünftige. Wenn es heißt, Gott gebe es den Unmündigen, dann meint das nicht, dass dieselben unvernünftig glauben, Vernunft und Glaube also Gegensätze wären, so als könne man vernunftlos glauben, wenn man leider ungebildet ist, MottO: Vernunft hab ich nicht, mir reicht der Glaube…, sondern dass die wahre Vernunft bei ihnen ist – auch wenn sie scheinbar nach Weltweisheit nicht gebildet sind. Wie anders sollte man verstehen, dass die Weltweisheit der wahren Weisheit entgegensteht?

    • Verehrte @zeitschnur, ich stimme Ihren Darlegungen an DrBo voll zu.

      Mir gefällt insbesondere, wie Sie gerade auch biblisch fundiert argumentieren.

      Ein Problem von uns allen und auch der theologischen Wissenschaft ist doch, dass wir den“Gegenstand“ dieser Wissenschaft, nämlich Gott, nur zu einem gewissen Teil erfassen können.

      Es hängt mit dem Gefallensein des Menschen zusammen, wie Sie überzeugend darlegen, aber auch damit, wie weit uns Gott seine Pläne und sich selbst offenbart.

      Mit den uns aus den Wissenschaften zu Gebote stehenden Methoden und Werkzeugen sind von Gott und seinen Dingen nur unzureichende Anteile erfassbar, und oftmals scheinen sogar die Befunde einander zu widersprechen.

      Das u.a. führte dazu, dass manche Aufklärer die Theologie oder den religiösen Glauben hochmütig als „Metaphysik“ (ab)qualifizierten und aus den exakten Wissenschaften streichen wollten.

      Leider beten heute sogar einige Theologen statt Gott die bis dato höchst erfolgreichen und so scheinbar überlegenen „exakten“ Naturwissenschaften und deren Vertreter förmlich an.

      Als Vertreter dieser Zunft steht man in der Gefahr, sich davon geschmeichelt zu fühlen und zu meinen, nur man selbst und seinesgleichen betreibe wahre Wissenschaft und der „Hypothese der Existenz Gottes bedürfe man nicht“ (Laplace).

      Das ist in Wirklichkeit seitens derartiger Theologen Anbetung falscher Gottheiten und seitens solcher Naturwissenschaftler geistiger Hochmut.

      In Wirklichkeit folgt gerade aus der in der Bibel beschriebenen Offenbarung des persönlichen Gottes, dass prinzipiell JEDER Mensch Zugang zu diesem Gott finden können muss – unabhängig von seinem menschlich-geistigen Bildungsstand.
      Das besagen ja gerade auch die von Ihnen, @zeitschnur, zitierten Bibelstellen.

      Jesus Christus gibt uns im Johannesevangelium in seiner Abschiedsrede vor seiner Passion gerade auch die Verheißung, dass zum einen, diejenigen, die an seinem (Gottes) Wort festhalten, von ihm und seinem Vater und ihm selbst [in ihrem Herzen/ihrer Seele] besucht werden.
      Wo aber GOTTVATER und GOTTSOHN sind, da ist auch der HL. GEIST. Von letzterem verheißt der Herr zum anderen, dass er die betr. Menschen immer weiter in die Offenbarung und Erkenntnis Gottes und sowie mittels der hl. Schriften einführen werde, so dass sie dieselben und Gott immer besser begreifen werden.

      Insofern ist also der Theologe bestens beraten, sich als erstes dem Wort und Willen Gottes zu unterwerfen und es/ihn anzunehmen und festzuhalten, dann wird ihm der Hl. Geist weiteres über Gott und sein Wirken offenbaren z.T. über die hl. Schriften und auch mit Hilfe seiner Wissenschaft und deren Hilfsmittel.

      Insofern ist die Kapelle neben dem Hörsaal und dem Seminarraum sowie der Bibliothek etc. für den Theologen essentiell und einfach unverzichtbar!

  2. Dass der Beruf des [katholischen] Religionslehrers, konsequent und glaubenstreu ausgeübt, etwa leicht ist, habe ich nicht behauptet.
    Das Gegenteil kann der Fall sein, wie meine Frau am eigenen Leibe erlebt hat:
    Katholiken sind hier in unserer Gegend weit in der Minderheit einer protestantisch und zu einem großen Teil auch glaubenslos geprägten Gesellschaft.
    Sie pendelte zwischen mehreren z.T. über 10km voneinander entfernten Schulen hin und her: Von Grund- über Haupt- bis zur Real- und Gemeinschaftsschule.
    Es war zur Zeit des Pontifikats Johannes Paul II., der ja auch innerhalb der eigenen Kirche nicht nur Zustimmung erfuhr – im Gegenteil.
    Unter Lehrern ist der Religionslehrer oft Geringschätzung angesehen im Gegensatz z.B. zu Mathelehrern oder Naturwissenschaftlern.
    Oft wurde die katholische Religionslehrerin in den Lehrerkollegien aber sogar mit vehementer Ablehnung und Vorurteilen gegen den Papst und die sog. Amtskirche konfrontiert und musste gerade von Lehrerkollegenseite Ablehnung, Spott und sogar Hass gegen die katholische Kirche stellvertretend „einfangen“.

    Die Schulkinder nehmen heute längst nicht mehr biblische Erzählungen oder Glaubenswahrheiten einfach hin, sondern fragen z.T. durchaus bohrend und kritisch nach. Das ist auch Ihr gutes Recht, und meine Frau ist auch gerade den „heißen Eisen“ nie ausgewichen, wie es leider häufig bei Religionslehrern geschieht, die dann Wischiwaschi-Unterricht machen.
    Zumindest bei einigen Schularten durften später die Schüler frei zwischen evangelischem oder katholischem Religionsunterricht oder Philosphie/Ethik frei wählen: so waren dann im katholischen Religionsunterricht auch Protestanten, Konfessionslose und vereinzelt sogar interessierte Muslime.
    All dieses bedeutet zusätzliche Herausforderungen für die Lehrkraft.
    Aber ich will hier nicht nur von Schwierigkeiten schreiben. Es gab in den fast 10 Jahren sehr Erfreuliches bis hin zu einzelnen Taufen von Schülern.

    Letztendlich musste meine Frau auch vorzeitig den Schuldienst aus gesundheitlichen Gründen quittieren, was z.B. @der Hofrat mehr oder weniger selbstgerecht unter seiner hier aufgezählten „Liste der Gescheiterten“ verbuchen könnte.

    Aber jeder einzelne von uns sollte sich selbstkritisch fragen, ob und was er/sie u.a. zur Stützung der Religionslehrer oder Katecheten bisher aktiv beigetragen hat.

    Gerade und zumindest das erwähnte persönliche Gebet in diesen Anliegen ist hier eine unschätzbare Hilfe.

    • Ich stimme Ihnen ja prinzipiell zu, allerdings sehe ich, dass wir in einer Situation leben, die es dem Noch-Gläubigen fast unmöglich macht, in den vorhandenen Strukturen zu bestehen. Manchmal habe ich den Eindruck, der Gläubige wird förmlich ausgespieen aus ihnen.

      Auch ich kenne eine tiefgläubige ältere katholische Religionslehrerin, die schon vor 20 Jahren systematisch aus ihrem Beruf gemobbt wurde und sich schließlich in den vorgezogenen Ruhestand rettete.

      Wir haben die Situation, dass Gläubige im Rummel ihrer Pfarrgemeinde nicht mehr mitmachen können, weil sie sich vor die Wahl gestellt sehen, entweder ihrer Kirchenpflicht zu genügen und damit an Blasphemien teilzuhaben oder die Kirchenpflicht nicht zu erfüllen, dann aber auch nicht mehr in die Hl. Messe gehen zu können. Und wir sehen, dass der Klerus samt den Pfarrgremien ihnen grausam und herablassend entgegensteht, sobald sie mahnend die Stimme erheben. Wir kennen aber auch die Situation, dass einzelne Kleriker innerhalb der Hierarchie fallengelassen werden, sobald irgendwelche Laiengremien gegen sie antreten. Nicht wenige Priester werden in ihren „Seelsorgeeinheiten“ total aufgerieben und flüchten in die Krankenhausseelsorge oder auch in ein (noch halbwegs) kontemplatives Leben in einen Orden.

      Es ist ein Kampf aller gegen alle. Man ist wie den wilden Tieren ausgeliefert. Und die Superfrommen, die Tradis in Piustradition, die setzen auch nur den unmöglichen Hetz- und Mobbingstil der alten Antimodernisten fort, sollten also nicht mit dem wahren Glauben identifiziert werden, obgleich auch dort viele einfache Menschen sind und einfach nur katholisch sein wollen. Aber auch dort ist es hinter den ach so frommen Kulissen Lug, Trug, Machtwahn, Wichtigtuerei kleiner Geister, und ein Hauen und Stechen.

      Der Gläubige hat heute wie sein Herr keinen Ort mehr, an den er sein Haupt legen kann, aber man muss sich fragen, ob er es je hatte – auch wenn „früher“ manches nicht so scharf auffiel, war es keineswegs „besser“, allenfalls etwas milder. Man konnte aber noch etwas leichter, in den Strukturen einen Weg gehen.

      Der junge Mann muss sich genau darauf einstellen, und vor allem soll er nicht hoffen, dass er einen Hort der Wahrheit um sich scharen kann. Ich bin – neben persönlicher langjähriger Erfahrung und auch nach ausführlichen historischen Studien – in dieser Hinsicht vollkommen ohne Illusionen. Echter Glaube macht tatsächlich einsam unter den Menschen, nicht aber in Gott. Und findet man doch Gemeinschaft, darf man sich auf sie nicht verlassen. Judas sitzt überall mit dabei, und man muss aufpassen, nicht selbst seinen Charakter anzunehmen.
      Der Geist soll die Herrschaft über die Psyche und den Leib gewinnen in der Einsamkeit unter den Menschen. Das aber ist schon eine Art der „Christusförmigkeit“.

    • Christentum als Christusnachfolge ist immer auch Nachfolge mit eigener Kreuztragung.

      Etwas anderes hat der Herr seinen Nachfolgern ja auch nicht verheißen:
      „Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“

      Aber er hat zugleich verheißen, dass sein Vater und er selbst [und damit eben auch der Heilige Geist als die ungetrübte permanente Liebe zwischen Gottvater und Gottsohn in Person] diejenigen in ihrem Herzen und in ihrer Seele besuchen werden, die Gott lieben, indem sie an seinem Wort festhalten.

      Wir haben die Wahrheit dieser Verheißung immer wieder als göttlichen Trost und Stärkung an uns selbst erfahren können – allen menschlichen und weltlichen Widrigkeiten zum Trotz.

      Der Heilige Geist zeigt einem dabei manchmal überraschende Wege auf, wie man trotz allem seinen Weg mit dem festen himmlischen Ziel gehen kann.

      Mobbing durch Pfarrgemeinde-mitglieder etc. haben wir hier in sehr hässlicher Form vor rd. 16 Jahren bei einem älteren glaubenstreuen Ordenspriester mit jahrzehntelanger Missions-erfahrung erlebt, dem wir schließlich nur raten konnten, wieder zurück in die Mission zu gehen. Er hat den Rat schließlich befolgt und fühlt sich – inzwischen hochbetagt – dort wohl und dankbar angenommen.

      Wir selbst haben uns kurz darauf nach heftigen persönlichen Auseinandersetzungen wegen Einladung des Vereins „Donum vitae“ zu einer Werbeveranstaltung in hiesige Kirchenräume ebenfalls von unserer Gemeinde getrennt und sind seitdem konsequent auf andere Gemeinden ausgewichen.

      Das kostet erheblich mehr Zeit, aber so haben wir im Laufe der Jahre z.B. viele neue Mitchristen und quasi spielerisch auch schon den künftig hier zu installierenden pastoralen Raum kennengelernt.

      Das alles war nicht immer leicht, und es fiel zeitweilig schon schwer, die auch uns seinerzeit zugefügten Kränkungen zu ertragen und nicht allzu sehr darüber zu verbittern.

      Aber:
      Die damaligen Mobber etc. sind m.W. nicht mehr in der hiesigen Gemeinde.

    • Wiederum stimme ich Ihnen prinzipiell zu, @ Josef Broszeit. Wenn Menschen Türen verschließen, ist Gott ja noch lange nicht am Ende mit seinen Möglichkeiten. Das erlebe ich auch.

      Allerdings – und das scheint sich mir doch zu verdichten – ist vielfach innerhalb der Kirche kaum noch ein Weg möglich.

      Man dachte früher doch oft: Wir in der Kirche und die anderen, die uns entgegenstehen. Man sah sich in der Kirche in einem Bollwerk gegen dies und jenes. Dass heute dieser Widerstand aus den scheinbar eigenen Reihen nicht nur aus Machtgründen, sondern massiv aus Glaubensgründen geschieht, ist eine relativ neue Situation und wird, wie man so hört, weltweit und auch auch bei den Protestanten so erlebt.

    • Die derzeitige Spaltung der Kirche hierzulande in „liberal-progressive“ und „glaubenstreu-wertkonservative“ Miglieder hat bereits vor Jahren der Theologe und Psychotherapeut Manfred Lütz in seinem Buch „Der blockierte Riese“ recht treffend beschrieben.

      Bezeichnenderweise hat uns der von mir in meinem Kommentar genannte alte Missionspriester bei einem Heimaturlaub das Buch als wertvoll zu lesen empfohlen!

      Seither gelingt es mir, in Vertretern der „anderen Seite“ doch weniger Gegner als vielmehr letztlich doch -wenngleich manchmal verbildete – Glaubensgeschwister zu sehen.

      Wo ich allerdings unduldsam bin, ist wenn [öffentlich] Irrlehren propagiert werden.

      Vielleicht werden dich die Gegensätze doch noch eines Tages überwinden lassen in einem sog. „evangelikalen Katholizismus“, den z.B. George Weigel in seinem 2013 erschienen Buch zur Reform der katholischen Kirche beschrieben hat.

      Ich habe für mich das fürbittende Gebet als vornehmlich und unschätzbare Hilfe in den verschiedensten Anliegen (angefangen beim Papst, Bischof, Priester, …bis hin zu Religionslehrern aber auch z.B. für kirchliche Einheit oder verfolgte Christen entdeckt.

      Der Herr selbst hat dieses uns vorgelebt im Gebet u.a. für seine Jünger und wie es bereits 2012
      der junge katholische Christ Rudolf Gehrig m.E. sehr treffend formulierte:
      „Beten ist die radikalste Form sich einzumischen!“

      • Nur beten allein ist nicht genug wie oft wurde uns in den letzten Jahrzehnten gesagt betet besser aber kritisiert nicht daß das falsch ist ist offenkundig daher es braucht immer beides Gebet und tätiges Handeln

    • Wir haben da ganz andere – positive – Erfahrungen mit dem persönlichen Gebet gemacht als @der Hofrat.
      Vor allem weitete sich der eigene Blick und Horizont, um die positive Wirkung des Beten überhaupt bewusst wahrnehmen zu können.
      Das gibt einem unbedingte Ruhe, Zuversicht und friedvolle Gelassenheit auch bei widrigen äußeren Umständen.

      • Das bestreite ich gar nicht, was ich gemeint habe ist das Gebet ist oft zur bequeme Ausrede geworden um nur ja nichts tun zu müssen was der Autorität mißvallen könnte man ist ja so „Papst-Treu“ diese Art von falsch verstandenen Papalismus gibt es erst seit der Mitte des 19 Jhd und das ist alles mögliche aber sicher keine Tugend

    • Ich habe mal meinen Ärger und meine Kritik an unserem Erzbischof, den ich bis dato nicht besonders gut leiden mochte, in die Beichte gebracht – und kriegte, noch während ich das bekannte, nicht etwa vom Beichtvater sondern durch eine innere Eingebung, den Vorschlag, doch für den Bischof einmal zu beten.

      Man mag darüber lachen, aber für mich war das der Hl. Geist, der da direkt wirkte.

      Ich habe das übrigens noch in der Beichte gegenüber dem Beichtvater thematisiert, um ihn auch daran teilhaben zu lassen und vor allem habe ich danach die Eingebung befolgt – sehr zu meinem Vorteil.

    • Für mich ist es das nicht.
      Trotz der Empfehlung Jesu, sogar für die Feinde (!) zu beten.
      Ich kann das nur in Ausnahmefällen ehrlichen Herzens von mir aus leisten, ohne es für Heuchelei meinerseits zu halten.

  3. Der junge Mann soll natürlich nicht entmutigt werden! Aber man muss ihm auch sagen dürfen, dass es sehr schwer werden wird.

    In einer gewissen Weise leiden an dem, was er noch so hoffnungsfroh beschreibt, alle, die ein wenig ernsthafter sind. Alle ohne Ausnahme!

    Und etwas älter Gewordene, wie der Hofrat wohl einer ist, sehen keinen Ausweg mehr und habe insofern auch recht mit ihren Warnungen vor zuviel Blauäugigkeit.

    Andererseits waren die Zustände in der Kirche auch in früheren Zeiten teilweise verheerend. Wir haben das nur vergessen oder die Kirche hat selbst für einen himmelschreiende Geschichtsklitterung gesorgt… Wenn man sch überlegt, dass die Kirche ihre besten Leute aus Hass, Selbstsucht und Machtgründen vieler Kleriker selbst geschlachtet hat, und dies von Anfang an, dann sollte man das als eine Linie sehen: nicght nur „andere“, also „Außenstehende“ haben Märtyrer geschaffen, sondern vielfach die Hierarchie selbst.
    Man denke aus Abt otmar von St. Gallen, der das Kloster dort gegründet hat und vom Konstanzer Bischof Sidonius aus niedrigen Beweggründen und unter Ankauf falscher Zeugen ermordet wurde .. und später heiliggesprochen wurde.

    Seien wir nicht selbstmitleidig!

    Ja, der junge Mann muss wissen, was auf ihn zukommt: entweder endloses Selbstmitleid, da hat der Hofrat schon recht, oder eben ein Weg im Kreuz Christi in einer Kirche, deren Hierachie keineswegs besser geworden ist… in diesem kreuz aber überwindet der Geist das schache Fleisch mit seiner inkonsistenten Psyche. es ist vielleicht unsere größte versuchung, dass wir Leib und Psyche viel zuviel Herrschaft über den Geist erlaubt haben.

    Das aber betrifft nicht nur den jungen Mann, sondern unsere Generationen seit mindestens dem 20. Jh.

  4. Fatima und Rosenkranz sind wohl nicht zu dem zentralen Glaubensinhalten zu zählen.
    Im Mittelpunkt auch des persönlichen Glaubenslebens sollte Jesus Christus der Herr stehen.

    • Fatima nicht, Rosenkranz schon – jedenfalls der klassische Rosenkranz. Oder hat Leo XIII. da was falsch verstanden?
      Im Zentrum des klassischen Rosenkranzes steht Jesus Christus der Herr!

  5. Im Gegensatz zum @Hofrat halte ich die Forderungen und Ideale des Verfassers des Artikels Markus Lederer keineswegs für naiv sondern vielmehr wie die Kommentatorin @Hannah für mutig und wichtig.

    Das schreibe ich ganz bewusst als gläubiger Katholik, der mit einer emeritierten katholischen Religionslehrerin verheiratet ist, die sich für ihren Unterricht stets sehr an die Bibel und das persönliche Gebet gehalten hat und damit gut gefahren ist. Meine Frau hat erst nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst das umfangreiche Schriftwerk Josef Ratzingers/Papst Benedikt XVI. kennengelernt und intensiv studiert. Sie ist tief befriedigt darüber, wie im Nachhinein ihr eigener biblisch orientierter Religionsunterricht hierdurch eindrucksvolle Bestätigung erfuhr.

    Es ist daher absoluter Unsinn zu schreiben, auf Ratzingers Theologie könne man als angehender katholischer Theologe oder Religionslehrer nicht aufbauen, wie es hier @der Hofrat behauptete. Das Gegenteil ist der Fall!

    Ich schreibe das alles wie gesagt nicht zuletzt ausdrücklich als u.a. naturwissenschaftlich gebildeter und theologisch interessierter katholischer Gläubiger.

    Vor 4 Jahren schrieb ich mir u.a. aus dem Internet ein von katholischen Theologiestudenten verfasstes „Gebet für katholische Professoren und Religionslehrer“ ab, welches ich mir in mein Gebetbuch gelegt habe und regelmäßig vor den Gottesdiensten bete. Ich schließe darin jetzt auch Markus Lederer ein:

    „Gott, unser Vater, wir bitten Dich, führe Deine Diener, die Lehrer der Theologie und Religion, zu Dir und Deiner Kirche.
    Schenke ihnen das Verlangen, Deine Wahrheit immer mehr zu erfassen und Dich und Deine Kirche mit neuer Kraft zu bezeugen.
    Schenke ihnen neues Vertrauen in Dich und Deine Lehre und lass jeden Zweifel vergehen.
    Lass sie einkehren zur Einheit mit Dir und dem Nachfolger Petri.
    Halte Deine mächtige Hand über sie und verhindere, dass ihre Seelen in den Stürmen der Zeit verloren gehen.

    Lass auch uns, Deinem gläubigen Volke, durch Deinen Heiligen Geist neue Stärke und Kraft zuteil werden.
    Lass allen Zweifel zu Vertrauen,
    allen Ärger zu Freude
    und alle Ablehnung zu Liebe werden.

    Hilf Deiner Kirche [in Deutschland] zu einem neuen Aufbruch und schenke ihr Dein Heil.

    Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.“

    Ich möchte auch Mitgläubige zum vertrauensvollen Beten in diesen Anliegen ermutigen.
    Das ist allemal besser, als entweder hilf- und tatenlos über ach so schlimme kirchliche Zustände zu klagen oder aber z.B. hochmütig Josef Ratzinger als Modernisten zu diffamieren und das künftige Scheitern junger gläubiger Christen zu prophezeien, die sich an seine Theologie halten.

  6. Danke. Finde ich mutig und sehr wichtig, dass dieses Phänomen angesprochen wird. Ich teile Deine Erfahrung, im Religionsunterricht ging es mir ähnlich. Wenn ich mich für katholische Werte aussprach, wurde ich nicht selten von anderen Katholiken kritisiert und lächerlich gemacht. Ich dachte es läge an Berlin, was nicht gerade eine katholische Hochburg ist. Mich würden die Beweggründe ehrlich interessieren: Warum studiert jemand katholische Theologie, wenn er mit den katholischen Grundpfeilern hadert?? Warum wählt er dann nicht lieber evangelische Theologie? Aber ich habe nicht den Sinn für lange Hin-und Herdiskussionen und möchte es ebenso mit einem Wunsch ausdrücken: Wenn die Kapelle wirklich das pulsierende Herz der Universität und des eigenen Theologiestudiums wird, welch großartige Diskussionen gäbe es anstatt der müßig gleichen Kritikrunden!

  7. Man muß es leider sagen was der junge Mann fordert ist naiv und nicht neu
    ich habe in den letzten 30 Jahren viele solcher Studenten scheitern sehn
    das Ende war der Alkohol oder frömmelnder Papalismus, zwanghafter Moralismus falsche Anhänglichkeit an Privatoffenbarungen wer das Werk Benedikt XVI gelesen hat weiß daß er ein konservativer Modernist ist auf solche Fundamente kann man nicht aufbauen
    Es ist eine Illusion wenn man denkt in der heutigen universitären Theologie noch katholisch sein zu können

  8. Ich denke, daß man einen guten Mittelweg finden muß. Auf der einen Seite versteht sich Theologie als Wissenschaft. Als Wissenschaft muß sie kritisch sein und auch kritisch Aussagen des Lehramts hinterfragen (dürfen / können). Auf der anderen Seite ist sie, wenn katholisch, dann auch auf das katholische Lehramt bezogen und kann nicht gänzlich unabhängig davon dem Lehramt fundamental widersprechende Aussagen als Quasi-Gewißheiten formulieren oder gar wichtige lehramtliche Aussagen verspotten, ohne ihr Katholischsein zu verlieren. Eine Religionslehrkraft, die auf diese Weise nicht katholisch ist, kann eigentlich keine katholische Religionslehrkraft sein. Ein Beispiel dafür ist das mehr oder weniger öffentliche Bestreiten der Jungfrauengeburt Jesu Christi.

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