Donnerstag, 28. März 2024

Von Zeitreisen und Apologeten der Schönheit

Das FB-Projekt„FIDES“ möchte Fragen an den katholischen Glauben aufgreifen und mit Wahrhaftigkeit und Ursprünglichkeit beantworten, um die Schönheit des Glaubens sichtbar werden zu lassen. Dies soll folglich nicht „von oben herab“ oder gar in einem arroganten Triumphalismus geschehen, sondern in einer einladenden Weise. The Cathwalk findet dieses Vorhaben spannend und schafft dafür mit „Apologetik“ eine neue Leserubrik.

Von David Agustín Gonzalez

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Welcher Katholik kennt das nicht? Man sitzt in geselliger Runde oder schaut gerade Fernsehen, wenn man plötzlich wieder mit kritischen Anmerkungen oder Fragen zum katholischen Glauben konfrontiert wird, sei es nun durch Familie, Freunde und Bekannte, oder durch wenig gut recherchierte und voreingenommene Sendungen. Ich selber war jahrelang jemand, der solche kritischen Fragen an die Kirche stellte und ihr zum Teil auch schwere Vorwürfe machte. Bis ich Menschen begegnete, die logische und rationale Antworten auf meine kritischen Fragen hatten. Menschen, die vor allem aber auch den Glauben authentisch vorlebten und mir zeigten, wie schön der katholische Glaube sein kann, in Theorie und in Praxis. Diese Kombination aus Freundlichkeit, Geduld, Vernunft und Schönheit welche mir begegnete, bewirkte in mir einen Veränderungsprozess, so dass ich nach langer Zeit, die ich in Freikirchen verbracht habe und in der ich eine ablehnende Haltung gegenüber dem katholischen Glauben hegte, wieder in die Kirche zurückkehrte.

Dieser Weg zurück in die Kirche war ein langer Prozess. Er begann für mich als bereits gläubigen Christen gewissermaßen mit der Erkenntnis, dass es tatsächlich zehntausende verschiedene christliche Denominationen, Konfessionen oder Kirchen weltweit gibt, von denen viele behaupten die „richtige“ zu sein. Tatsächlich haben mich aber die Widersprüchlichkeit zwischen diesen vielen Gruppen in konkreten Glaubensfragen und die realen und vielfältigen Spaltungen unter ihnen mehr und mehr gewurmt, da ich ein Verlangen nach echter Einheit, umfassender Lehre (ohne einseitige Sonderlehren) und Gewissheit in Glaubensdingen verspürte. Ich habe mich nämlich intensiv mit verschiedensten christlichen Gruppen beschäftigt und gemerkt, dass sie alle gewisse Gnaden von Gott bekommen hatten, dass aber auch immer wichtige Aspekte des Glaubens fehlten. Ich fühlte mich als Christ unvollständig. Und so begann die Suche nach der Fülle des Glaubens.

Ein wichtiger Schritt auf dieser Sehnsuchtsreise ging zeitlich erstmal weit zurück. Es war das Studium der frühen Kirche und der Kirchenväter. Meine mich leitende Idee dabei war: Wenn ich herausfinde, wie die frühe Kirche tatsächlich aussah – wie sie dachte und lebte, was sie lehrte – werde ich Gewissheit darüber haben, welche der vielen verschiedenen christlichen Richtungen die ursprünglichste und somit „wahrste“ sei. Und so begab ich mich voller Eifer auf diese geistige Zeitreise. Als Antikatholik war ich aber nicht darauf gefasst, dass ich in den Schriften der frühen Kirchenväter bereits urkatholische Lehren und Praktiken finden würde. Doch genau so kam es. Da sprach diese riesige Schar an Märtyrern, Glaubenshelden und geistlichen Giganten doch tatsächlich davon, dass die Eucharistie mittels Wandlung tatsächlich zu Leib und Blut des Herrn wird, dass die römische Kirche einen Vorrang vor allen anderen Kirchen hat, dass es einen Nachfolger Petri gäbe und dieser den Sitz der Einheit der Gesamtkirche innehabe (und dass dies zufälligerweise der Bischof von Rom war), dass Maria und die Heiligen nicht erst hunderte Jahre später verehrt und angerufen wurden, sondern von frühester Zeit an, dass die Kirche schon im ersten Jahrhundert „katholisch“ genannt wurde und dass die Gottesdienste von vornherein einer Liturgie folgten, welche der heutigen katholischen Liturgie erstaunlich ähnlich war.

Es war verrückt, aber ich musste mir irgendwann eingestehen, dass die ursprüngliche Kirche auch urkatholisch war. Das hätte mich zum Weinen bringen können, zerschellten an dieser Erkenntnis doch all meine über die Jahre sorgfältig gesammelten Vorurteile gegenüber der Kirche. Doch das geschah nicht. Stattdessen begann sich das Gefühl der Unvollständigkeit aufzulösen. Das liegt wohl am Wesen des katholischen mit dem ich nun immer mehr auf Tuchfühlung ging, denn dieses Wort bedeutet passenderweise „allumfassend.“ Ich war erstaunt darüber, dass der katholische Glaubensschatz wirklich alles abdeckte, was den christlichen Glauben betraf und auch all das ausgewogen, rational und harmonisch in einem riesigen Lehrgebäude vereinte, was sich in den verschiedenen nichtkatholischen christlichen Gruppen so häufig zu widersprechen schien. Ich begann über die Schönheit des katholischen Glaubens zu staunen, welcher vor meinem inneren Auge wie eine wunderschöne, strahlende Kathedrale aufragte, die langsam aus dem Nebel der Unwissenheit hervortrat. Ich begann mich wie ein kleines Kind zu freuen, welches einen lang versteckten Schatz entdeckt hat.

Und weil ich diesen Schatz mit der Welt teilen möchte, habe ich das Projekt „FIDES – Fragen und Antworten zum Katholischen Glauben“ gegründet. „FIDES“ möchte genau das tun, was ich durch das freundliche, geduldige und kompetente Handeln von verschiedenen Katholiken erfahren durfte: Es möchte Fragen an den katholischen Glauben aufgreifen und sie beantworten, wodurch die Wahrhaftigkeit, Ursprünglichkeit und Schönheit des Glaubens sichtbar werden sollen. Das soll nicht „von oben herab“ oder gar in einem arroganten Triumphalismus passieren, sondern in einer einladenden und geduldig erläuternden Weise. Die Arbeit von „FIDES“ soll nicht dazu beitragen, die bereits vorhandenen Gräben zwischen der katholischen und der protestantischen Welt zu vertiefen, sondern vielmehr Brücken über diese Gräben zu bauen und einzuladen die Schönheit des katholischen Glaubens zu entdecken. Dennoch soll „FIDES“ auch Katholiken helfen, ihren Glauben noch tiefer zu verstehen und bei kritischen Fragen antworten zu können. Auch der heilige Petrus erinnerte die Gläubigen, dass sie „stets bereit [sein sollen], jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die [sie] erfüllt“ (1. Petrus 3,15). „FIDES“ ist ein apologetisches Projekt, welches typisch katholische Lehren und Praktiken erläutern möchte, die häufig in der öffentlichen oder innerchristlichen Kritik stehen oder missverstanden werden. Die Richtschnur für dieses Vorhaben ist das Lehramt der Katholischen Kirche, die Heilige Schrift, der Katechismus der Katholischen Kirche wie auch die Tradition, also das, was uns die Kirchenväter, die von der Römisch-Katholischen Kirche als solche anerkannt sind, an Glaubensgut hinterlassen haben. „FIDES“ ist also dezidiert Papst- und Lehramtstreu und möchte das auch bleiben.

Wichtig ist mir letztlich noch, dass ich meine Inhalte visuell ansprechend gestalte, alleine schon weil der präsentierte Inhalt es verdient, aber auch weil Schönheit unvermittelt den Menschen im Inneren erreicht, bewegt, ja, ihn zieht. Die Schönheit wird meiner Meinung nach eine Schlüsselrolle in der Neuevangelisierung Europas spielen, denn wie Dostojewski bereits sagte: die Schönheit wird die Welt erlösen. Und was gibt es schöneres als den Herrn Jesus Christus und den Schatz des Glaubens seiner einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche? Nichts. Und deshalb möchte ich ein Apologet der Schönheit sein.

David Agustín Gonzalez, ist 30 Jahre alt und hat Anglistik und Amerikanistik, Geschichtswissenschaft und Erziehungswissenschaft studiert. Er wird auf The Cathwalk unter der eigens für sein Projekt angelegten Rubrik „Apologetik“ von jetzt an regelmäßig publizieren und unseren Lesern erklärende bzw. verteidigende Darlegungen von Glaubenswahrheiten näher bringen.

2 Kommentare

  1. Das FB-Projekt FIDES… Ich kenne zwar ein Agencia FIDES, doch nur als „Presseorgan der Päpstlichen Missionswerke seit 1927“. Leider habe ich kein FB-Konto und keine Ambitionen in dieser Richtung. Bin schon bei LinkedIn, das reicht. Ich will hier nur kurz einige Stationen aus meinem apologetischen Suchen andeuten – es soll ja nur ein Kommentar sein, kein Referat. Nennt mich einfach Quintus, nur Quintus – und… ich bin grundsätzlich ein „du“.

    Als Kind fand ich auf dem Dachboden mal ein Heft von einem Verein aus dem Prevatikanum, Petrus Canisius, Apologetische Vereniging. Weil wir zuhause katholisch waren, wir in den 60er Jahren lebten, ‚katholisch‘ nur bedeutete; am Wochenende zur hl. Messe, katholische Grundschule, beten vor und nach dem Essen, deshalb lag dieses Heft auf dem Dachboden. Schon damals war ich stolz, katholisch zu sein, denn katholisch war ästhetisch schöner als andere Glaubensrichtungen oder Unglaube. Und all die coolen Traditionen!

    Das Wort „Apologetik“ entdeckte ich erst, als ich Theologie studierte. Ein verpöntes Wort an der Uni, also bedeutet es etwas gutes! Es waren die 80er Jahre, also konnte man nichts katholisch-apologetisches finden, nur protestantisches. Und Internet – das dauerte noch 10 bis 15 Jahren.

    Dann bekam ich an einer Schule (natürlich in den Niederlanden) ein Internetaccount samt Mailadresse. Ein junger Kollege führte mich ein in die Welt des WWW. Dann machte ich mich selbständig. Dann verlor ich mein Glaube (fast), fand vor 10 Jahren über eine Jugendseite namens credible.nl vieles zurück, lernte einige ganz tolle Konvertiten und „cradle-catholics“ kennen, fand immer mehr Links nach den VS.

    Und dann… entdeckte ich „Catholic Answers“. DIE Apologetik-Webseite schlechthin! Von dort suchte ich bei Google die Namen der Sprecher und Gäste, abonierte deren Blogs und Webseiten, und las was das Zeug hielt!

    Jetziger Zustand; ich habe ein Autoradio mit MP3-Funktion. Dort höre ich viele, viele Podcasts; Catholic Answers Live, Catholic Answers Focus, Catholic Hack, One Peter Five, Taylor Marshall, Scott Hahn, Michael Barber, John Bergsma, usw. Die besten Apologeten, meiner Meinung nach, sind Konvertiten. Meist kannten die ohnehin schon die ganze hl. Schrift auswendig, außer 7 Bücher. (Eine Sache ist sehr, sehr auffällig bei den meisten von diesen Brüdern im Glauben; die Überzeugung, sobald du dich mit Kirchengeschichte und den Kirchenvätern einlässt, hast du verloren! Mittlerweile habe ich das schon von über 100 Konvertiten gehört.)

    Mit iTunes bin ich jede Woche wieder auf dem neuesten Stand, zusosagen für „ein Apple und ein i“. höre ich über neue Bücher, neue Filme, neue Projekte, neue Webseiten, und neue Apologeten. Du, lieber David, bist seit Jahren der erste den ich im „normalen“ Netz finde, über eine Webseite. Es würde mich freuen, wenn du deine Artikel auch als Podcast anbieten könntest. Bis dann,

    Gottes Segen,

    Quintus

  2. Sehr ehrenwert, die Absicht – es kann aber sein, dass sich manches als nicht leicht beantwortbar erweist, wenn Sie erst einmal in die unterirdischen Gemächer der Geschichte einsteigen. Ich kann Ihren Enthusiasmus sehr gut nachvollziehen. Ich hatte den, als ich jünger war und noch nicht so viele Erfahrungen gemacht habe in der Kirche und auch noch nicht soviel gelesen und durchdacht hatte, auch.
    Inzwischen bin ich skeptisch – das menschlich sichtbare, das „sinnliche“ Erscheinungsbild der Institution Kirche ist jedenfalls nicht identisch mit der himmlischen Stadt, sondern identisch mit dem „Ackerfeld“ („Das Himmelreich ist wie ein Acker…“), von dem Jesus sprach, auf dem Unkraut neben den Weizen gesät wurde.
    Und wie es Jesus gesagt hatte, ist es auch: Man kann beides kaum oder oft sogar gar nicht voneinander unterscheiden. Schön aussehen tun auch die Riten heidnischer Religionen – die Frage ist aber, ob hier eine echte Schönheit und Wahrheit vorliegt… Schön sah auch die Frucht des Baums der Erkenntnis aus, genauso schön wie die Früchte der guten Bäume… und doch…

    Diese sinnliche Täuschung, mit der der Mensch hier nicht fertig wird, darf man nicht anrühren, sagte Jesus, nicht im Ansinnen, „das Übel mit der Wurzel auszureißen – aber auch nicht apologetisch.
    Und dann wird es ein Kreuzweg in der Kirche…

    Aber davon abgesehen kann ich Ihnen jetzt schon vorhersagen, dass die katholischen Ultras Ihr Design unter Freimaurer-Verdacht stellen werden, wie ich den Laden kenne…

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