Freitag, 29. März 2024

Ist Maria gestorben? Nachdenken über eine unbeantwortete Frage

Von Anian Christoph Wimmer

ROM, (CNA Deutsch).- Ist Maria gestorben? Ein neues Buch verneint diese Frage sehr deutlich: „Stärker als der Tod – Warum Maria nicht gestorben ist“, von Monsignore Florian Kolfhaus, assoziiertes Mitglied der Pontificia Accademia Mariana Internazionale. Im Interview mit CNA verrät er, warum er sich mit der Frage beschäftigt hat.

Monsignore Kolfhaus: Sie behaupten in ihrem neuen Buch, dass Maria nicht gestorben ist. Das Lehramt der Kirche ist nicht so deutlich, oder?

Es ist ganz normal, dass ein Mensch stirbt. So denken wir, weil wir tagtäglich mit dem Tod konfrontiert werden und wissen, dass auch wir eines Tages im Grab liegen und zu Staub werden. So liegt es nahe, dass viele denken, auch Maria sei gestorben. Die Kirche aber hat das nie eindeutig gesagt; im Gegenteil: als Papst Pius XII. 1950 das Dogma von der Aufnahme der Mutter Jesu in den Himmel verkündet hat, wollte er – obwohl einige Bischöfe ihn ausdrücklich darum gebeten hatten – nicht vom Tod Mariens sprechen. Er hat sogar die liturgischen Texte so geändert, dass jede Interpretation im Hinblick auf das Sterben der Mutter Gottes unmöglich wurde.

Gott wollte den Tod nicht. Er ist in seinem Plan für den Menschen nicht vorgesehen, sondern kam durch die Sünde Adams in die Welt. Die meisten, die meinen, dass Maria gestorben sei, wagen es daher auch oft nicht, das Wort Tod in den Mund zu nehmen – ausdrücklich bekennt das z. B. der hl. Johannes von Damaskus – sondern sprechen von Dormitio, Entschlafung. Es gab für die Mutter Jesu kein schmerzliches Lebensende, womöglich wegen Krankheit oder Altersschwäche, sondern einen frohen Abschied, um mit Leib und Seele „heimzugehen“. Es steht sicher fest, dass Maria, im ersten Moment ihres Lebens ohne Sünde empfangen, im letzten Augenblick auf Erden nicht die Trennung ihrer Seele erleiden musste. Das Lehramt läßt es aber bislang jedem frei, darüber nachzudenken, ob sie vielleicht sterben wollte, um so ihrem Sohn ganz ähnlich zu werden. Ich bin der Überzeugung, dass diese Verähnlichung mit Christus im Leiden auf Golgotha geschehen ist, im schmerzvollen „Mitsterben“ mit Jesus, von dem beispielsweise der h. Bernhard spricht. Von dieser Stunde sagt ja auch die Liturgie des 15. Septembers: „Ohne den Tod zu erleiden, hast Du die Palme des Martyriums errungen.“ Warum also sollte Maria gestorben sein und nicht, wie es Gott für alle Menschen wollte, ohne Tod verklärt und in den Himmel aufgenommen worden sein?

Könnte man die Frage nicht einfach offen lassen? Als Geheimnis, wie andere auch, die zum Glauben gehören?

Ob Maria gestorben ist oder nicht, ist nicht nur eine Frage, die sich der Verstand stellt, sondern vor allem das Herz. Wer liebt, will alles über den geliebten Menschen wissen. Wie könnte es mir daher egal sein, ob die Jungfrau von Nazareth gestorben ist oder nicht? Um es salopp, aber noch deutlicher auszudrücken, geht es um die Frage: Ist meine Mutter tatsächlich gestorben? Natürlich bleibt das irdische Lebensende Mariens ein Geheimnis – wie übrigens all das Große unseres Glaubens, Dreifaltigkeit, Menschwerdung, Jungfrauengeburt, Eucharistie etc. – das wir niemals vollkommen verstehen können. Und doch dürfen, ja sollen wir über die Geheimnisse unseres Glaubens nachdenken, ohne je zu meinen, wir könnten zu einem endgültigen Urteil kommen. Das steht allein der Kirche zu. Die Liebe drängt dazu, immer mehr zu erkennen; und je mehr wir erkennen, umso mehr lieben wir auch. Über den Tod Mariens zu reflektieren bedeutet auch tiefer in die Geheimnisse der Schöpfung und der Erlösung einzutreten und im Glauben nach Antworten zu suchen, warum wir Menschen sterben müssen, was Gnade – mehr noch „voll der Gnade“ – bedeutet und worin das Ziel unseres Lebens liegt.

Wir beten im Avemaria  um die Fürsprache der Muttergottes „jetzt und in der Stunde unseres Todes“. Welche Rolle spielt dabei, ob sie nicht gestorben ist? 

Jesus ist am Kreuz gestorben, damit wir erlöst werden. In Maria zeigt sich das in vollkommener Weise. Sie ist als menschliche Person der „Siegespreis“ Christi. Sie ist ohne Sünde, aber „voll der Gnade“, d.h. voller Liebe, voller Leben. So sollte der Mensch sein. Maria ist vor der Erbschuld bewahrt worden. Wir werden durch die Taufe davon gereinigt. In ähnlicher Weise können wir sagen, dass Maria durch den Tod Christi vor dem eigenen Tod bewahrt wurde, während wir daraus gerettet werden, wenn die Leiber der Gerechten aus den Gräbern auferstehen. Maria hat Sünde und Tod besiegt, die – so sagt es der Hebräerbrief – unter der Macht des Teufels stehen. Ihre Fürsprache rettet uns in den beiden wichtigsten Momenten unseres Lebens – jetzt und in der Stunde unseres Todes – vor „Sünde, Tod und Teufel“; jene drei Feinde des Menschen, die Dürer in einem Stich als kriegerische Reiter dargestellt hat.

Wenn Sie erlauben: Warum haben Sie sich ausgerechnet mit dieser Frage so eingehend beschäftigt?

Schon am Beginn meines Theologiestudiums habe ich mich sehr viel mit Maria beschäftigt und gemerkt, dass oft die Frage nach ihrem Heimgang viel zu schnell beantwortet wrd. „Natürlich ist Maria gestorben!“ – Der Tod eines sündenlosen Menschen ist aber eben nicht „natürlich“, naturgemäß. Das Nachdenken und Forschen über den Tod Mariens hat mich zu vielen anderen Themen gebracht, die damit verbunden sind und so ein immer größeres Interessse in mir geweckt. Ich habe entdeckt, dass es Kirchenväter gibt, die von der Unsterblichkeit der Mutter Jesu sprechen und dass es in der Mystik Zeugnisse für ihre Bewahrung vor dem Tod gibt. Seit dem Dogma von 1854, also dem Dogma der Bewahrung Mariens vor der Erbschuld, ist die Zahl der Theologen enorm gestiegen, die meinen, die Mutter Gottes habe nicht die Trennung der Seele vom Leib erlitten. Ihr Herz ist das einzige, das nie zu schlagen aufgehört hat. Ich will einen kleinen Beitrag dazu leisten, über die Frage nach der Dormitio Mariens weiter nachzudenken.

Nächstes Jahr feiert Bayern 100 Jahre Patrona Bavariae; Sie sind Bayer. Welche Rolle spielt die Schutzpatronin heute?

Bayern ohne Maria gibt’s nicht! Die Mutter Jesu als Patrona Bavariae zu verehren bedeutet ja, sich ihr anzuvertrauen und zu weihen, so dass das ganze Land von ihr abhängt. Sie ist die wahre Monarchin unserer Heimat, und es könnte keine bessere geben. So wie die Marienweihe, über die ich ja auch schon geschrieben habe, im Leben des einzelnen Christen eine Veränderung zum Besseren bewirkt, so auch im Leben der Völker. 1917 feiern wir ja das 100jährige Jubiläum der Erscheinungen von Fatima, bei denen die Mutter Jesu aufgefordert hat, Rußland ihrem Herzen zu weihen. 1954 haben die Bischöfe Deutschlands in Fulda das gesamte Land dem Unbefleckten Herzen geweiht. Wir Bayern waren da ein bisserl schneller…

Stärker als der Tod – Warum Maria nicht gestorben ist“ erscheint passenderweise im Media Maria Verlag und hat 160 Seiten. 

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15 Kommentare

  1. Mit immortabilitas meine ich die leibliche Unfähigkeit, zu sterben, mit immortalitas die Tatsache, nicht sterben zu müssen. Nur lezteres schreibe ich den Menschen vor dem Sündenfall zu und entsprechend Maria. Unsterblich im Sinne der Unfähigkeit zu sterben, ist aufseiten des Menschen nur seine Seele.

    • Allerdings frage ich mich da, ob es eine „leibliche Unfähigkeit zu sterben“ überhaupt geben kann.

      Wenn der Mensch leiblich nicht schon zuvor (vor dem Fall) sterbefähig gewesen wäre, dann hätte er es auch nach dem Fall nicht sein können – denn eine „Unfähigkeit zu sterben“ bedeutet logisch, dass die Fähigkeit dazu unter keinen Umständen erreicht wird.

      Klar – Sie definieren daher für den Menschen vor dem Fall auch nur eine „immortabilitas“ – also ein Nichtsterbenmüssen.

      Dennoch frage ich mich eben, ob es logisch betrachtet überhaupt ein leibliches Wesen gibt, das nicht sterben kann, weil es unfähig dazu ist.
      Anders: Hängt an der Leiblichkeit eben doch die Verwundbarkeit auch im Stand der Unschuld?

      Nun ist Jesus als Gottmensch mit seinem Auferstehungsleib „zur Rechten Gottes“, also inkludiert mit diesem menschlichen Leib in der Gottheit.
      Nun schrecken wir aber davor zurück zu sagen: Gott ist also insofern er auch Mensch ist, sterbefähig (auch jetzt). Außerdem scheint mir dies dogmatisch geklärt, dass dies unmöglich ist!
      Der Sieg am Kreuz scheint doch diese Sterbefähigkeit im Auferstehungsleib prinzipiell aufgehoben zu haben. Ist das bei Christus dann wiederum etwas „ganz anderes“ als bei anderenMenschen, was aber soll dann heißen, dass er der „Erste der Auferstandenen“ ist.

      Was aber ist am Auferstehungsleib hinsichtlich einer immortalitas bzw. immortabilitas anders als am natürlichen Leib, den wir seit Eden haben?
      Und weiter: wie hat man sich die Verwandlung des Leibes Mariens vom natürlichen zum Auferstehungsleib vorzustellen angesichts der dogmatischen Formulierung?

  2. Ich möchte noch ergänzen, das selbst ein potentielles physisches Lebensopfer Mariens nicht vermocht hätte, unendliche Sühne und Erlösung zu wirken. Denn es wäre immer nur ein rein menschliches, niemals ein gottmenschliches Opfer gewesen, selbst nicht im Verein mit dem Gottmenschen. Das allein schon spricht schon gegen eine Miterlöserschaft Mariens im strikten Sinn. Auch muss man evenuell unterscheiden zwischen dem faktischen Unterbleiben des Todes des Menschen in der Urstandsgnade beziehungsweise Mariens und ihrer Immortallitas, denn selbst Christus war leidensfähig und konnte – aus freiem Willen – den Tod erleiden.

    • Sie haben recht mit Ihrer Argumentation. Wie ich unten bereits gerade schrieb, denke ich, dass „Miterlöserschaft“ missverständlich ist und man besser von einer herausgehobenen „Teilhabe“ sowohl an der Inkarnation Gottes als auch an seinem Sühneopfer war. Sie ist wirkliche Teilhaberin aus reiner Gnade („Schwert in der Seele“).
      Aber sie ist es nicht in dem Sinne, dass sie selbst dieses Opfer hätte bewirken können. Sie hatte aber den entschiedenen Part, es von menschlicher Seite aus bejahend anzuerkennen, mit voller Person zu tragen und möglich zu machen, indem sie sich als ancilla Domini erheben ließ – das sagt sie selbst im Magnificat so.

      Das mystische Motiv, dass Gott am meisten oder sogar total Raum gewinnt und Menschen „vergöttlichen“ kann, wo er ein „schwaches“ und „niedriges“ (demütige) Herz vorfindet, das sich ohne „Reibung“ erheben lässt, hat in Maria den perfekten Ausdruck gefunden.

    • …ja, meine Tippfehler auch. Frage: Sie schreiben

      „Auch muss man evenuell unterscheiden zwischen dem faktischen Unterbleiben des Todes des Menschen in der Urstandsgnade beziehungsweise Mariens und ihrer Immortallitas, denn selbst Christus war leidensfähig und konnte – aus freiem Willen – den Tod erleiden.“

      Welche Unterscheidung meinen Sie da genau?

      Die Frage ist ja ein alter Streit. Einerseits meint die Kirche in einem gewissen Sinne ja sehr wohl, dass der Mensch auch als Sünder „unsterblich“ ist. „Ewiger Tod“ meint die ewige Trennung von Gott und das endgültige Abgeschnittensein von der Gnade aus freier Wahl, nicht aber ein Verlöschen im buddhistischen Sinn einer „Auflösung ins Nichts“. Von einer Annullierung des Seins ist doch keine Rede. Die Seele, selbst wenn sie in die Hölle kommt, ist immer noch irgendwie und leidet. Der Leib ist sterblich, also die blanke Natur zerfällt zu Staub. Aber die Seele bleibt – so oder so…

      Andererseits hat man auch früher im deutschen Raum etwa beim Ave Maria am Ende „nunc et in hora mortis nostrae“, was ja auf Lateinisch nicht so wortklauberisch ist, rechtgläubig als „…in der Stunde unseres Absterbens“ übersetzt. Also: selbst der Erlöste und im Gnadenstand befindliche Sünder „stirbt nur ab“, sein Auferstehungsleib, der auf ihn wartet, ist nicht fraglich. Von einer „Unsterblichkeit“ geht man hier nun erst recht aus.

      Wo steht da Maria und wo der Mensch im unschuldigen Zustand des Paradieses.

      Antwort würde mich freuen.

  3. Der Tod ist deshalb nicht natürlich und vor allem nicht gottgewollt, weil es so in der Schrift steht. Gott will nicht nur den Tod des sündenlosen Menschen nicht, sondern auch den des Sünders nicht (Ez. 33).

    Der Tod ist Folge der Sünde im Garten Eden. Erst nach dem Fall musste der Mensch sterben, zuvor war er ganz offenkundig unsterblich.
    Das „Sterbenmüssen“ als Folge des Ungehorsams Adams hatte Gott ihm angesagt, wenn er vom Baum der Erkenntnis äße.

    Dieses „Sterbenmüssen“ hat Gott nicht mit einem Schwerthieb verfügt, sondern als Prozess innerhalb eines begrenzten Äons, in dem alle menschenkinder geboren werden müssen, die Gott von Anfang an gedacht hat. Und: in diesem Äon soll Gnadenzeit trotz allem sein und die Erlösung durch Jesus Christus stattfinden. In Gen. 3 wird die Verwirrung der Schöpfungsordnung beschrieben, die zum Tod führen wird:

    Rätselvoll die Verfluchung der Schlange nicht nur als Sinnbild für den Bösen, sondern auch als reales Landtier, das hinfort kriechen muss etc.
    Schmerzhafte Geburten und Dominanz des Mannes über die Frau.
    Verfluchter Ackerboden, der dem Mann Dornen und Disteln entgegenstellt, anstatt seine Bestimmung zu erfüllen und ihm untertan zu sein.
    Die Erwirtschaftung des täglichen Brotes im Schweiß des Angesichtes und am Ende das Wieder-zu-Erde-Werden des Menschen.
    Insgesamt: der Verlust des übernatürlichen Gnadengewandes.
    Dennoch im sogenannten „Protoevangelium“ die Ankündigung des Erlösers und die von Gott verfügte vorderste Frontstellung der Frau im Kampf und Sieg gegen den Bösen.

    Maria als Vorauserlöste und „gratia plena“ kann von diesen todbringenden Sündenfolgen nicht betroffen gewesen sein. So ist es auch durchaus Tradition, dass sie nicht unter Schmerzen geboren hat, weil Gott das eigentlich für die Frau niemals vorgesehen hat. Christus wurde ja nicht „in Sünden empfangen“ wie es der Psalmsänger singt, sondern in einem heiligen Akt. Ebenso geht mit keinem Wort aus der Schrift hervor, dass sie unter der Dominanz eines Mannes gestanden hätte. Josef ist ein ausschließlicher Wächter und Diener von Mutter und Kind – kein Herrscher. Seine Rolle in den Evangelien ist ausschließlich schützend, dienend und ehrerbietig der Frau und dem Kind gegenüber.

    Warum also sollte ihr beschieden sein, was doch nur dem Sünder beschieden ist: das Staub-Werden am Ende eines mühseligen Lebens?

    Es ist ein systematisches Denkproblem vieler Theologen von Anfang an, dass sie die Sündenfolgen und die daraus resulterende Un-Ordnung, die Gott in gen. 3 ansagt mit dem vermischt haben, was zuvor Schöpfungsordnung war (und ist). Was jedoch in Gen. 3 steht, ist nicht der Wille Gottes, sondern die Folge des Ungehorsams des Menschen gegen den Willen Gottes.

  4. „Der Tod eines sündenlosen Menschen ist aber eben nicht ’natürlich‘, naturgemäß.“
    Wer sagt denn das? Ohne donum immortalitatis ist jeder Mensch dem Gesetz des leiblichen Todes unterworfen.

    • Der prälapsarische Mensch besaß aber dieses donum immorataliatis und wäre nach einer Zeit irdischer Glückseligkeit, ohne zu sterben, in die beseligende Gottesschau des Himmels versetzt worden. Von der Erbsünde unberührt, „muss“ das gewissermaßen für Maria gelten. Außerdem würde das bloße Faktum ihres Todes Maria ihrem Sohne nicht wesentlich verähnlichen. Denn Jesus Christus hat uns ja nicht durch die bloße Tatsache, gestorben zu sein, erlöst, sondern durch die spezifische Art und teleologische Ausrichtung seines Todes als eines freiwilligen Opfertodes oder einer freiwilligen Hingabe seines Lebens in den Tod.

    • Für die grundsätzliche Möglichkeit einer Aufnahme in den Himmel – ohne den Tod zu sterben, wenn Gott eine Begnadung schafft, die in dem entsprechenden Menschen Raum gwinnen konnte, führt bereits das AT vor Augen – in der geheimnisvollen Auffahrt des Propheten Elias mit dem Feuerwagen in den Himmel (2. Könige 2) und in dem „Hinweggenommenwerden“ des Patriarchen Henoch (Gen 5, 24): „Henoch war seinen Weg mit Gott gegangen, dann war er nicht mehr da; denn Gott hatte ihn aufgenommen.“

      Eine geheimnisvolle Sache blieb auch stets das Grab des Moses, denn es heißt, „man“ – also Gott selbst – habe ihn an einem unbekannten Ort begraben, den bis heute niemand kenne (Dtn 34).

      Wenn dies also bereits durch vorauseilende Gnade Gottes Männern zuteil wurde, die von der Erbsünde verwundet waren – warum dann ausgerechnet dem einzigen Menschen, der nach dem Sündenfall immaculat blieb, nicht?

    • Ich sehe keinen Grund dafür, dass Maria die dona indebita et superaddita des Urzustands erhalten haben musste – dass es möglich ist, will ich freilich nicht ausschließen! Sie besaß doch auch nicht das donum impassibilitatis, oder? Zwischen präternaturaler Gabe und übernatürliche Ausstattung besteht doch noch einmal ein Unterschied.

    • Nachtrag:
      Ich denke, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Niemadn sagt, dass etwas sein „muss“. es geht um indierekte Schlussverfahren.

      1. Es ist möglich, dass Maria den Tod nicht erlitt (weil das auch schon vor ihr, bei Personen, die weniger „gratia“ hatten als sie, bereits entrückt wurden.

      2. Es ist möglich, dass sie den Tod nicht erlitt, weil sie ohne persönliche und ohne Erb-Sünde war.

      3. Natürlich schuldet Gott Maria jenseits der Natur nichts Übernatürliches – aber ich verstehe nicht, worum es Ihnen geht, denn wir diskutieren hier ja nicht, ob Gott ihr die Übernatur schuldig war, sondern ziehen daraus Schlüsse, dass er sie ihr vorauseilend – vor dem Opfertod Jesu – zurückgeschenkt HAT. Was Gott bereits getan HAT, muss ich ja nicht mehr in dem Sinne diskutieren, ob er es hätte tun MÜSSEN – das führt ins Leere. Gott tut etwas, weil er es tut – für ihn gibt es weder ein „Müssen“ noch ein „Nichtmüssen“. Er spricht, tut, schafft – bei ihm gibt es ja keinen defectus materiae oder in irgendeiner Weise „Zweifel“ oder „Alternativen“ oder gar „tragische Konflikte“.

      3. Woher wissen Sie, dass die Affektlosigkeit bzw. Leidensunfähigkeit zur intakten und immakultane menschlichen Verfasstheit gehörte?! Leidensunfähigkeit kommt dem allein Guten zu – sonst niemandem.
      Wenn Jesus, der absolut und aus sich selbst heraus (nicht gnadenhalber) sündlos und rein war, u.a. deshalb Mensch wurde, UM leidensfähig zu werden, wie die Kirche lehrt, dann kann Ihr Argument nicht richtig sein. Maria war als Mensch, auch als intakter Mensch, leidensfähig aufgrund ihrer Natur – das hat wiederum mit der geschenkten logisch Übernatur nichts zu tun. Ihr „Leiden“ (das Schwert in ihrer Seele“) ist eben wohl doch ihr Anteil am Kreuz Ihres Sohnes, der Sie zur wirklichen Teilhaberin der Erlösung macht – aber natürlich nicht, weil Gott das so machen MUSSTE, sondern weil er es schlicht so gemacht HAT.

    • Das ist die Theorie und Hauptbegründung der Mortalisten, und darauf geht der Autor durchaus ein.

      Die Mystik ist ein eigenes Feld der Theologie. Sie hat ihre eigene Berechtigung, darf aber nie (!) eine dogmatisch-spekulative Frage quasi ad hoc, noch bevor sie überhaupt gestellt und durchdacht ist, unterbinden.

      Kolfhaus bezieht auch die Mystik mit ein. In erfrischend sachlicher und nüchterner Weise und führt auch Emmerich an. Bei ihr ist ohnehin zu bedenken, dass der Dichter Clemens v. Brentano ihre Schauungen aufgezeichnet hat, so dass schwierig zu unterscheiden und voneinander zu scheiden ist, was Emmerich geschaut und was Brentano dichterisch verarbeitet hat.

      Liebe Frau Elisabeth, greifen Sie also besser erst zu dem Buch und bilden sich dann ein Urteil aufgrund der Argumente.

      Wenn es noch ein weiteres, mariologisches Dogma geben sollte, ist Mariens Immortalität mE eher definibel als – in dieser Begrifflichkeit (!) – ihre Miterlöserschaft.

      Zumal die Kräfte, die dieses heute fordern oder wünschen, sich fast gänzlich auf die Privatoffenbarung der sogenannten Frau aller Völker stützen. Etwas, was per definitionem niemals die entscheidene Fundierung und Motivation einer Dogmatisierung sein kann.

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