Donnerstag, 28. März 2024

Der Mantilla-Wahn (3/3)

Von Hanna Maria Jüngling

Die Mantilla führt zu einer unguten und pseudo-liturgischen Beschäftigung der Frau mit sich selbst

Viele traditionalistische Frauen tragen das Argument vor, Mantillen seien doch so weiblich, so hübsch und so reizvoll. Und so sieht man zunehmend junge Damen in den Heiligen Messen, manche sogar inzwischen in NO-Messen, die die gesamte heilige Messe über an ihrer Mantilla herumnesteln, denn diese billigen, durchsichtigen Polyestertücher verrutschen, weil sie ja nur über den Kopf gelegt werden, ständig auf den eitlen Weibsköpfen, sind natürlich komplett durchsichtig, verdecken also ohnehin gar nichts, sondern betonen das Haar sogar noch. Eine Frau ohne dieses Tuch wird gar nicht beachtet. Wenn eine aber dieses Stück Stoff auf ihr Haupt drapiert, wird sie garantiert von jedem offen oder heimlich begafft. Dieselben Damen zupfen auch sonst auffallend viel an ihren Kleidern herum. Ich muss zugeben , dass mich das sogar stört, wenn eine solche Braut direkt neben mir sitzt und in kurzen Zeitabständen ihr Tuch wieder zurechtrückt, den Pullover herunterzieht, an ihrem Röckchen herumzettelt und ständig an sich selbst hinabschaut. Ich bin auch eine Frau und würde mich so gerne ausschließlich auf das Geschehen am Altar konzentrieren … durch dieses Spitzentuch wäre ich aber gezwungen, ständig über meine Haare nachzudenken, und genau das will ich nicht! Die Mantilla hat uns jedenfalls die vorige Andachtsruhe um ein erhebliches Stück beraubt, und nur einer kann daran Interesse haben. Sein Name ist es nicht wert, ausgesprochen zu werden.

War es das, was man unbedingt wollte? Endlich Aufmerksamkeit für die Frau? Und das während des heiligsten Geschehens?

Wenn jemand meint, er müsse den Kopf bedecken, warum dann nicht so, wie es bei uns immer üblich war – mit einem Hut, einem normalen Tuch oder einer Mütze und vor allem der typisch keltisch-germanischen Kapuze (Gugel), wie sie bis heute in Nonnen- und Mönchshabiten integriert ist? Warum dieses Affentheater um dieses durchsichtige, haltlose Tuch, das die Piusbruderschaft aus fernen Südlanden importiert hat?

Manchmal sieht man im Internet Fotos von frommen Messen, in denen ein spitzenweißes bzw. –schwarzes Kopftuchheer im Kirchenraum sitzt.

Das kann in dieser Uniformität so nicht richtig sein. Es handelt sich dabei doch um Laiinnen!

Die Laien-Frau hat nun mal kein liturgisches Amt und sollte auch nicht quasi-liturgisch uniformiert in der Hl. Messe auftreten. Ich werde den Eindruck nicht los, dass es sich um Wichtigtuerei handelt.

Denn wie gesagt: warum nicht dezent gekleidet sein, meinetwegen mit einer regionalen Kopfbedeckung, wenn es denn sein muss? Warum dieses völlig außerirdische Spitzentüchlein, womöglich noch zu Jeans und Sweatshirt, schweren deutschen Wintermänteln, halblangen bis kurzen und hausbackenen Trachtenröcken, flachen Trampelschuhen und groben Strümpfen?

Das Argument, die Mantilla-Frau ahme Maria nach, entbehrt jeder vernünftigen Begründung. Maria war sicher gekleidet wie es damals üblich war. Aber keine Frau käme auf die alberne Idee, sich nun in antiker Mode zu stylen, um Maria nachzuahmen! Zumal ja niemand so genau weiß, wie Maria wirklich gekleidet war…Warum also nur das Tuch und nicht auch den Rest der historischen Gewänder? Auch die Behauptung, man ahme darin Marias Demut nach, ist „an den Haaren“ herbeigezogen. Ich möchte nicht wissen, wo die Eitelkeit sich überall verbirgt – vor Tüchern wird dieser Dämon wohl kaum Halt machen, vor allem dann nicht, wenn sie „hübsch aussehen“ und so unbeschreiblich „weiblich“ sind und als Ausweis für Demut herhalten sollen…

Bleibt zum Schluss zu fragen, ob wir eigentlich keine dringlicheren Fragen haben derzeit?

Es ist mit Sicherheit nicht richtig, ständig um Bekleidungsfragen der Frauen zu kreisen.

Wir sollen sittsam gekleidet sein. Das ist die Sicht des heiligen Paulus und des Lehramtes. Was sittsam ist, ist kulturabhängig. Japanische oder vietnamesische oder afrikanische Katholiken werden dabei das zugrunde legen, was in ihrer Kultur als sittsam oder konventionell gilt.

Es ist dabei auch nicht richtig, assoziiert mit dem Mantilla-Kampf, einen Grundsatz-Krieg gegen die Frauenhose zu inszenieren: sie ist hier seit Generationen inzwischen (wieder) etabliert (auch die Germaninnen hatten welche, wie die Trajansäule es beweist), die halbe Welt kennt seit Menschengedenken die Frauenhose, fast alle asiatischen und alle Kulturen, die in kalten Regionen liegen, kennen sie, und das ist weder unweiblich noch unschicklich.

Auch hier ist es nur wichtig, dass es wirklich eine Frauenhose ist und nicht eigentlich viel zu enge Männerkleidung, in die man eine Frau zwängt.

Generell widersteht es mir, aus diesen Fragen Gesetze oder ein ganzes Glaubensdrama zu machen: das ist einer Braut Christi nicht würdig.

Es wäre viel gewonnen, wenn die Frau unbefangen und ohne die naturhaft-heidnische Eitelkeit mit ihrer Erscheinung umginge, wissend, dass sie natürlich und gut geschaffen wurde und sich nicht verkrampfen muss, und vor allem: dass sie den schönsten Bräutigam des Universums hat, der ihr Herz und nicht ihre Kleider liebt und der selbst durchbohrt wurde um ihretwillen.

Der heilige Paulus und die heilige Agnes

Die schönste Geschichte zum Thema „Haar“ und „Hülle“ ist uns über die heilige Agnes überliefert:

Da gebot der Richter, dass man sie sollte bloß ausziehen und also nackt in der  gemeinen Frauen Haus führen. Aber der Herr ließ ihr Haar so dicht wachsen, dass ihr Leib davon besser bedeckt war, denn mit Gewand. Und da sie in das Haus der Schande kam, stund da ein Engel, der gab ihr ein lichtes Gewand, und erfüllte sie mit seinem Glanz das ganze Haus. Also ward die Stätte der Schmach zum Ort des Gebets.“ (Legenda Aurea, Von Sanct Agnes. Aus dem lateinischen übersetzt von Richard Benz. Heidelberg 1984: Verlag Lambert Schneider, S. 134)

Das passt hervorragend zu der Paulusstelle, ebenso wie die Aussage des heiligen Ambrosius, St. Agnes sei ohne besonderen Haar- oder Kopfschmuck gewesen und so in der rechten Weise ihrem Bräutigam entgegen gegangen.

Der natürliche Schleier der Frau ist ihr Haar, aber der übernatürliche „Schleier“ ist ein Glanz, den kein Kleidungsstück je hergeben könnte und wird gnadenhaft verliehen – und natürlich der Frau direkt und nicht, wie Gratian behauptet, nur vom  Mann her. Eine direkte „Vermählung“ der Frau mit Christus wäre ja sonst überhaupt nicht möglich, wie sie bis heute jede Ordensfrau aber doch feiert!

Alleine die Tatsache, dass die Kirche in ihrer gesamten realen Auffassung der weiblichen Heiligen von Anfang an und ganz selbstverständlich von deren Gottebenbildlichkeit und deren Widerschein Seines Glanzes ausging, offenbart uns, dass die besagten referierten Sätze des Heiligen Paulus mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gerade nicht dessen Meinung wiedergeben.

Hanna Maria Jüngling ist Musikerin (Geigerin), Schriftstellerin/Publizistin und Künstlerin. Sie ist im Bereich der Experimentalmusik, der freien Improvisation und der Avantgarde-Musik tätig. Unter ihren Kompositionen ist für Katholiken die „Via crucis“ interessant, 14 Improvisationen vor den einzelnen Kreuzwegstationen. Die Texte auf ihrem Blog [http://zeitschnur.blogspot.de], sind Ausschnitte aus einem umfangreichen Manuskript zur Frauenfrage in der Kirche und im Abendland. Das Buchprojekt behandelt in historischer, philosophischer und theologischer Perspektive das Geheimnis des „Ebenbildes Gottes“; ein Mysterium, wie es in der Heilsgeschichte tiefer nicht sein könnte und welches sich nicht zu letzt in der in der Problematik „der Frau“ (in Wahrheit des Menschen insgesamt) manifestiert.

13 Kommentare

  1. Absolut toller Artikel, keine Frage. Ich als Frau möchte nur aus reiner Eitelkeit ein Mantilla tragen. Den sonst habe ich ja nichts zu beichten, schlimm nicht wahr? Ein Rock reicht heutzutage einfach nicht mehr um frömmigkeit zurschau zu stellen, auch tragen immer mehr Leute Kreuze und allerlei Medaillen auf sich. Was soll man da als eitle Katholikin schon tun? Zum Glück gibt dieser Artikel einem neue Idee. Wo das penetrante Knien in der ersten Reihe nichts mehr hilft, muss ein Mantilla her. Das tolle an dem spitzenstoff ist ja, dass man durchsieht, da kann man ganz unbemerkt zwischen dem herumzupfen noch gucken, ob auch alle hinschauen. Was nützt auch jede fromme Übung wenns keiner sieht. Ganz allgemein sollten Mantillaträgerinnen gut sichtbar sitzen. Wer sich hinter irgendsoeine Säule verkriecht kann gleich zuhause bleiben!

    Frau Jüngling Sie haben übrigens absolut Recht mit dem herumgezupfe. Das dient einzig und allein dem Mantillakrieg, das sind die ersten Warnungen an Sie unverschleierte Frau: „schau her! Zieh dich an wie wir“ Wir befinden uns noch in der Vorbereitung auf weitere Aktionen. Im Moment läuft gerade der Workshop „Mantilla schleudern 2“ wo trainiert wird ein Mantilla mittels Rosenkranz auf uneverschleierte (pfui Teufel) Damenköpfe zu schleudern. Auch sehr empfehlenswert ist unsere Vortragsreihe mit H.H. Pater Grissgrämmig zum Thema „Kann es auch mal ein Hut sein oder ist Spitze Pflicht?“ Zudem gibt glaube ich auch die ehrwürdige Mutter Oberin der kleinen Schwester des letzten bei der Beschneidung Jesu vergossenen Blutstropfens (oder wie die auch immer heissen) einen Kurs zum Thema „Welche Spitze passt zu mir“ und einen Workshop zum Thema „Selbstgeisselung ohne das Mantilla zu zerstören“
    Liebe Leserinnen seien Sie uns herzlich willkommen bei einem unserer Kurse. Weitere Infos finden Sie auf unserer website http://www.kath_zwangsschleier.org

    ^das war übrigens alles Satire… nur für den Fall 😉

  2. Unbegreiflich und absurd.
    Mal ehrlich: Die Zuständigen dieses Portals sollten aus ihrem Tiefschlaf erwachen und endlich begreifen, wie megaaa peinlich und absolut unchristlich so mancher Lesestoff hier ist, von der krassen Übertreibungsgabe mal abgesehen.
    Dieser Text spiegelt nur Groll und Intoleranz. Von Nächstenliebe und Demut keine Spur.
    Also Leute, die so einen Text verfassen, sollten sich in der Kirche eine große Tüte über den Kopf stülpen, oder sich eben nicht über alles aufregen und stattdessen ein Opfer bringen 😉

  3. Wenn jemand meint, alles besser zu wissen, als die Kirchenväter, Kirchenlehrer und eine mehrere Jahrhunderte lange Tradition der Kirche, Bibelstellen wie ein Protestant selbst auslegt, anstatt einfach die Interpretation der Kirche zu akzeptieren, dem kann man eines nicht nachsagen: Demut.
    Der Theologe Larry Hogan meint: „Sehr oft werden Passagen aus der Bibel zitiert und neu interpretiert, ohne auf die Auslegungstradition der Kirche Rücksicht zu nehmen. Dabei wird ein sehr wichtiges Prinzip der biblischen Interpretation vergessen, welches sowohl das 2. Vatikanische Konzil als auch die Päpstliche Bibelkommission betonten: ‚Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes verbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird.“ Wenn es um die Auslegung einer Bibelstelle geht, ist es immer wichtig festzustellen, wie die Kirchenväter in den ersten Jahrhunderten diese Abschnitte verstanden haben. Sie waren diesen Schriften schließlich am nächsten! Ich finde es seltsam, dass die meisten modernen Kommentare, besonders in englischer und deutscher Sprache, die Kirchenväter ignorieren.“
    – man könnte noch hinzufügen: bewusst widersprechen.

    2.Tim. 4, 1ff. „Geliebter! Ich beschwöre dich vor Gott und Jesus Christus, dem künftigen Richter der Lebenden und Toten, bei seiner Wiederkunft und bei seinem Reiche: verkünde das Wort, tritt auf, sei es gelegen oder ungelegen. Rüge, mahne, weise zurecht in aller Geduld und Lehrweisheit. Denn es kommen Zeiten, da man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich zum Ohrenkitzel nach eigenen Gelüsten Lehrer beschafft. Von der Wahrheit aber wird man das Ohr abwenden und sich Fabeleien zuwenden.“

    • @Cathwalk
      Wollen Sie hier etwa katholischen Laien einen Maulkorb bzgl. der Auslegung biblischer Texte verpassen?
      Dürfen hier im Forum nur noch Menschen mit mindestens der von der rk Kirche erteilten Missio Canonica künftig sich zur Exegese von Bibelstellen äußern?

      Ich halte eine solche Auffassung für vorgestriges Denken.

      Nein, der freie Diskurs in Rede und Gegenrede sollte gerade im Leserforum erlaubt sein; allerdings sollten die jeweiligen Auffassungen begründbar sein.

      Ich halte das kirchliche Lehramt ebenso wie Kirchenväter und Kirchenlehrer/innen für sehr wichtig und messe deren Äußerungen höchste Bedeutung zu.

      Aber das eigene Denken und die eigene Urteilsbildung auch in religiösen Fragen ist meiner Meinung nach auch in katholischen Kreisen heute sehr wünschenswert und sollte nicht unterbunden werden – zumal gepaart mit dem Vorwurf mangelnder Demut an die Betreffenden!

  4. Welch ein Text voller böser Worte. Wie kann man sich über eine Sache, die tatsächlich jedem/-r freisteht, so aufregen? Welche schlimmen Erfahrungen müssen Sie mit Ihren Nächsten gemacht haben, dass Sie sich gezwungen fühlen, mittlerweile schon den dritten Text über eine Sitte zu verfassen, welche man pflegen kann oder eben nicht? Diese auf eine dermaßen abschätzige und allgemeingehaltene Art zu verunglimpfen ist keines Christen würdig. Was kommt als nächstes? Der Ledereinband des Gebetbuches des Banknachbarn? Verschlissen oder neu? Zuviel oder zu wenig Andachtsbildchen drin?
    Wir sind noch nicht im Himmel und somit kann uns jeder unserer Nächsten zur Prüfung werden. Wenn Sie sich an Kleidungsarten stören empfehle ich Ihnen, sich einfach in die erste Reihe zu setzen und nach vorne zu schauen. Sie spielen mit Ihrer Kritik am Tragen der Mantilla in der gleichen unteren Dorfliga wie diejenigen, die Hosenträgerinnen kritisieren. Bei den vielen Splittern, die Sie in den Augen Ihrer Nächsten sehen müssten Sie eigentlich das Volumen Ihres eigenen Balkens recht leicht berechnen können. Nichts für ungut, Ihr Text ist provokant geschrieben und Sie haben bei Einigen genau dieses Ziel erreicht, Sie haben Ihre Nächsten beleidigt. Mehr noch: Sie führen auch andere dazu, den Nächsten zu beleidigen und das ohne Not und ohne Grund. Als Texter haben Sie eine größere Verantwortung als ein Stammtischbruder, auch wenn Ihre „Argumentationen“ auf ähnlichem Niveau liegen dürften.
    Nochmals nichts für ungut, beten wir füreinander.
    iVIVA CRISTO REY!

    • Danke! Als ob wir in der Kirche keine anderen Probleme hätten. Nach meinem Empfinden ist etwa ein Drittel aller sonntäglichen Kirchgänger auf irgendeine Weise unangemessenen gekleidet. Trotzdem liegt es mir fern, dagegen öffentlich zu polemisieren. Wir sollten dem Herrn dankbar sein, dass sie überhaupt zur Hl. Messe gehen.

  5. Dieser Artikel spricht mir so aus der Seele. Vielen Dank der Autorin, dass Sie sich die Mühe gemacht hat, diese Gedanken zu Papier zu bringen. Ich druck mir den aus und lege ihn am Schriftenstand meines Priorates aus…

    • @Lori: Das steht Ihnen natürlich frei. Für Weiterverbreitung in jedweder Form sind wir immer dankbar. Allerdings sind wir aber „unschuldig am Blute“ der Schleiertragenden Frauen, deren Wohlfühl-Denkgebäube dann zu bröckeln beginnt 😉

  6. Hallo Zeitschnur! Ich habe jetzt erst begriffen, dass Sie mit der Autorin der Artikel identisch sind. Diesmal habe ich aber nichts auszusetzten, sondern kann Ihnen in einigen Punkten sogar zustimmen. Das die Mantillen oft kein schöner Anblick sind („billige, durchsichtige Polyestertücher“) kann ich bestätigen, und ein „Hut, einem normalen Tuch oder einer Mütze“ könnte hier wirklich Abhilfe schaffen. Dass die Mantillenträger durch ihr Verhalten (absichtlich?) negativ die Aufmerksamkeit auf sich lenken, kann ich mir vorstellen, würde es aber nicht verallgemeinern, schon gar keine „Wichtigtuerei“ unterstellen wollen. Ansonsten schönes Beispiel mit der Hl. Agnes. Ich hab als Kind immer die Gemälde bewundert, in welchen die schöne Agnes in ihrer Haarpracht fast schon „verschwindet“ – und war immer ganz traurig, dass das mit meinen langen Haaren nicht funktionierte… 😉 Ich kann auch nur zustimmen, dass es wichtigere Fragen gibt, die man diskutieren sollte – allerdings habe ich noch nie irgendwo eine so krasse Auseinandersetzung wie hier in Cathwalk erlebt. Aber ich lebe auch in keinen „Mantilla-Träger-Gebiet“. Alles im allen kann ich diesem letzten Teil wirklich etwas abgewinnen – vielleicht, weil ich eher ein praktischer Mensch bin, der bisher nicht viel mit theologischen Lehrsätzen in Berührung kam. Deswegen finde ich es auch gewagt, der Paulusaussage zu unterstellen, sie sei „verfälscht“. Aber in diesem Gebiet halte ich mich jetzt zurück. 😉 Liebe Grüße

    • Kleine Korrektur – ich halte die Paulusstelle nicht für „verfälscht“, sondern wegen ihrer inhaltlichen und logischen Kontradiktionen bzw. dem Charakter des „Einwendens“ für eine Erörterung – nicht für eine normative Aussage seitens des Paulus.

      Das betrifft die Frage, was denn bei der Frau ein Schleier überhaupt ist – ob ein Tuch oder nicht einfach das natürliche Haar.
      Oder auch die Frage, ob der Mann einen Vorrang hat – Paulus schließt auch hier mit einem Widerspruch zu einer ersten Aussage, indem er sagt, im Herrn seien beide Geschlechter nichts ohne einander und nicht nur die Frau nichts ohne den Mann, nicht nur sie für ihn geschaffen, sondern auch umgekehrt sei er abhängig von ihrem Sein etc.

  7. Mit keinem Wort wird die Bibelstelle erwähnt: 1. Kor. 11,2 5. Jedes Weib aber, das mit unverhülltem Haupte betet, oder weissagt, entehrt ihr Haupt; denn es ist ein und dasselbe, als wäre sie kahl geschoren. – – – aber ich trage es auch deswegen: 10. Darum soll das Weib ein Zeichen der Herrschaft auf dem Haupte haben, um der Engel willen. Ja der hl. Engel wegen… und nur deswegen und nicht weil ich mich hervortun möchte… aus Liebe zu Gott – zu den hl. Engeln. Da ich mir keine Mantilla leisten kann, setz ich einen Schal auf. Sie müssen sich fragen ob sie das bewegen der Kinder nicht auch stört? wenn welche da sind? Die bewegen sich immer. Was ist es, dass sie stört? Die Liebe zu Gott die diese Menschen haben? Weil ER es so wünscht? Eure Argumente berühren mich nicht und ich werde das Tuch weiterhin aufsetzen. Aus Liebe zu Gott – egal was die Menschen sagen.

    • Ich habe die von Ihnen angemahnte Stelle übrigens im Teil 1 des Artikels, der neulich auch hier erschien, bereits ausführlichst behandelt. Es wäre gut, wenn Sie diesen Abschnitt dort nicht selektiv, sondern komplett in Ihre Überlegung einbeziehen…

      Die Paulusstelle ist nicht so eindeutig und in sich schlüssig – Sie haben die halbe Argumentation dort ja weggelassen! Ihre Übersetzung ist davon abgesehen merkwürdig – sie weicht ganz erheblich vom lateinischen Text ab. Dort steht nirgends etwas von einem „Zeichen der Herrschaft“, sondern davon, dass ihr eine „Macht im Nacken sitzen“ müsse.

      Weil irgendeiner der Kommentatoren hier neulich die lateinische Wendung „supra caput habere/esse“ nicht kannte, noch mal als Information an die Leser: Das ist eine lateinische Redewendung und heißt „im Nacken haben/im Nacken sitzen“. Man kann das hier im Online-Wörterbuch nachprüfen::
      http://de.pons.com/%C3%BCbersetzung?q=supra+caput+esse&l=dela&in=&lf=de

      Davon unabhängig gilt: Argumente müssen vernünftig und nachvollziehbar sein. Was Sie zitieren, ist – wenn man die Stelle unter logischen und argumentativen Gesichtspunkten prüft und – objektiv verworren. Dies wird von kompetenter theologischer Seite aus übrigens auch schon immer so beurteilt: die Stelle ist dunkel und es ist niemandem möglich, die Bezugnahmen darin eindeutig und zweifelsfrei zuzuordnen.

      Darum glaube ich persönlich nicht, dass das die Meinung des hl. Paulus wiedergibt, sondern die in der auch sonst überspannten Korinther Gemeinde (Lesen Sie nur einmal den ganzen 1. Korintherbrief!), mit der er sich auseinandersetzt. Dann geben die scheinbaren „Widersprüche“ auch Sinn: Paulus widerspricht einer irrigen Meinung – so wird ein Schuh draus. Daher landet er am Ende ja auch bei einem ganz anderen Schluss:
      Der Schleier der Frau ist ihr Haar.

      Im griechischen Urtext stehen nirgends Satzzeichen. Und auch die alten lateinischen Satzzeichen kennzeichnen zum Beispiel nicht, wo etwas zitiert wird und wo nicht. Zitate stehen ohne Kennzeichnung. Allenfalls schreibt man dazu „(wie auch) XY sagt“ – aber beileibe nicht immer! Oft weiß der Adressat, dass das Zitat von ihm selbst ist oder einem bekannten Drittten. Daher ist meine Lesart erlaubt.
      Bei Zitaten aus der Septuaginta etwa weiß der antike jüdische Leser, dass es ein Zitat ist. Wenn Paulus etwas zitiert, was ihm womöglich aus Korinth geschrieben oder ausgerichtet wurde, dann kann er davon ausgehen, dass die Leser seines Briefes, wissen, dass er sie selbst zitiert.
      Das wissen aber wir nicht zwingend – nur muss man einer in sich verworrenen Argumentation annehmen, dass hier eine dialektische Erörterung vorliegen könnte.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Hat Ihnen der Artikel gefallen?

Mit Ihrer Spende können Sie dafür sorgen, dass es noch mehr davon gibt:

Neueste Artikel

Meistgelesen